Rauchfahne

Bhutan Jewel Incense

Kurze Zeit nachdem ich meinen ersten Artikel über tibetische Räucherstäbchen veröffentlicht hatte, bin ich zufällig wieder mit dem darin erwähnten Redditor, u/Opuaut, in Kontakt gekommen, und diesmal hat sich ein Räucherwerktausch ergeben. 🙂
Ich habe von ihm (unter anderem) etwa ein halbes Dutzend Samples von tibetischen, bzw. bhutanischen Räucherstäbchen bekommen.

Soweit ich weiß, hat er ursprünglich beim Spezialisten für tibetisches Räucherwerk Incense-Traditions (in Kanada) gekauft. Dieser kann allerdings wegen strenger gewordener Importbeschränkungen schon seit einer Weile nicht mehr nach Deutschland liefern (und seit Anfang September 2025 vorübergehend auch nicht mehr in die USA).
Später hat u/Opuaut direkt bei Alpha Trader Bhutan bestellt, wie er in diesem Reddit-Post schildert.

In diesem Review behandle ich zwei Bhutan Jewel Incense Sorten, welche von Alpha Trader vertrieben werden.


Bhutan Jewel Incense – Tara Vegetarian

Tara Vegetarian taucht in der Produktliste von Alpha Trader nicht (mehr) auf, mittels der Suchfunktion findet man aber dennoch Informationen dazu.
Von Incense-Traditions werden die Stäbchen ebenfalls vertrieben. Dort kostet eine Packung 16.95 USD, was etwa 15€ entspricht.
Eine Packung enthält 80g, das sind ca. 28 Stäbchen von 21,5cm Länge und 4-5mm Dicke.

Mir ist aufgefallen, dass sich die Zutatenlisten der beiden Anbieter unterscheiden.
Der Infotext auf der bhutanischen Seite nennt Zimt, Wacholderpulver und sowohl weißes als auch rotes Sandelholzpulver. Diese Angaben decken sich laut einem alten ORS Review (von 2021) mit denen der Verpackung.
In der Beschreibung von Incense-Traditions fehlen die Sandelhölzer und es werden zusätzlich Honig, Melasse, Milch, Quark und Butter genannt.

Ich habe Incense-Traditions eine Mail geschrieben und prompt eine sehr freundliche und hilfreiche Antwort von Hart Broudy erhalten.
Er hat mich darüber informiert, dass sie direkt von Alpha Trader Bhutan beziehen und Ihre aktuellen Packungen zwischen 2023 und 2024 gekauft wurden. Er schrieb mir, dass es nicht ungewöhnlich sei, dass Rezepturen aufgrund der Verfügbarkeit von Rohstoffen angepasst werden. Dazu hat er mir ein Bild der aktuellen Verpackung von Tara Vegetarian Incense geschickt, welche folgende Zutaten auflistet:
Honig, Melasse, Milch, Quark und Butter; Zimt und Himalaya Wacholder.

Meistens sind Milch, Quark und Ghee sowie Honig, Zucker und Melasse („die drei Weißen und die drei Süßen“) Teil der Kompositionen. Sogar Getreide wie Gerste oder Roggen können in der Räuchermischung vorkommen.

u/Opuaut

So wie ich werden sicher die meisten Europäer von Zutaten wie Milchprodukten in Räucherwerk überrascht oder sogar irritiert sein. Sowohl mein Tauschpartner als auch Hart Broudy von Incense-Traditions haben mir erklärt, dass Milchprodukte und Zutaten wie Honig oder Melasse ein fester Bestandteil buddhistischer Traditionen und Rituale sind. Sie werden als Opfergaben dargebracht, und Räucherwerk ist oft genau das: eine Opfergabe. Im Fall von Tara Vegetarian speziell für die Göttin Tara.

So viel sei gesagt: Man merkt den Stäbchen die befremdlich wirkenden Zutaten nicht an: Sie sind nicht weich oder fettig; sie riechen weder ranzig noch anderweitig unangenehm.

Am stärksten erkenne ich den Wacholder: eine herbe, holzige und vage fruchtige Note, die man auch von geräuchertem Fleisch kennt. Hier ist sie aber sehr unaufdringlich und geradezu weich.
Im Hintergrund rieche ich eine harsche Note im Rauchgeruch, diese ist aber sehr schwach und fällt mir nur gelegentlich auf.

Wie auch zuvor in anderen Räucherstäbchen dieses Stils finde ich einen säuerlichen Geruch, der mich an Milchsäurefermentation denken lässt. Ob das der Quark sein könnte?
In Tara Vegetarian ist diese Säure relativ mild. Vor allem anfangs haben die Stäbchen mich stark an Sandalwood der Marke Pure Tibet erinnert (welche kein bisschen nach Sandelholz riechen). Im Vergleich zu diesen riechen Tara Vegetarian aber milder und tatsächlich süßer. Es ist für mich eine sehr subtile, unterschwellige Süße; eine, die man leicht übersieht, wenn man dem Geruch nicht die volle Aufmerksamkeit schenkt.

Ich denke, man muss schon wirklich sehr auf tibetische bzw. bhutanische Räucherstäbchendüfte eingestellt sein, um diese als süß zu bezeichnen, so wie es die Beschreibung auf Incense-Traditions tut. u/Opuaut hat sie sogar als „süß und vanilleartig“ beschrieben.


Bhutan Jewel Incense – Lost Fragrance of the Mountain Gods

Eine Packung enthält 30 Stäbchen von etwa 8,5 – 9 Zoll (ca. 23 cm) Länge.

Auf der Packung findet sich die Angabe, dass diese Stäbchen aus seltenen Zutaten aus den Bergen Changphu und Pelela in Bhutan hergestellt sind; die Hauptzutat ist „Shup“, besser bekannt als Himalaya-Wacholder.
Alpha Trader schreiben außerdem, dass Lost Fragrance of the Mountain Gods als Opfergabe an die lokalen Gottheiten bei Ritualen und Zeremonien verbrannt wird, aber auch täglich als natürlicher Duft und Lufterfrischer in Wohnungen und Büros verwendet werden kann.

Incense-Traditions verkauft sie für 17,95 USD (ca. 15,50€); der exzellent sortierte, tschechische Shop Rymer hat sie für 14,96€ im Sortiment.

Der Rohgeruch ist mild aber bitter, mit einem feinen säuerlichen Ton im Hintergrund.
Das brennende Stäbchen hat mehr Säure, die beinahe fruchtig rüberkommt, und mich zudem an Sumach erinnert.
Die Bitterkeit ist weitaus weniger präsent, als der Rohgeruch hat vermuten lassen. Es dauert eine Weile, bis die bittere Note für mich Charakter annimmt, aber nach einer Weile beginnt sie, mich an Jod zu erinnern. Der Geruch lässt mich an Tierarztpraxen denken.
Nicht speziell mit der Bitterkeit, aber dem Aroma insgesamt, assoziiere ich außerdem bestimmte Heftpflaster.

Von Nahem hat der Rauchgeruch eine sehr aschige Qualität, die auch in der Raumnote gelegentlich durchkommt.

Was mich an diesen Stäbchen wirklich erstaunt hat, war der einnehmende Nachgeruch:
Anders als bei meiner bisherigen Erfahrung mit dieser Art von Räucherstäbchen, ist die Raumnote nach dem Erlöschen der Stäbchen nicht rauchig, sondern wird süßer. Der Geruch erinnert mich dann leicht an Süßholz, mit einem Hauch Floralität. Er ist erstaunlich weich und beinahe cremig, so wie manche Früchte etwas Cremiges haben können.
Wirklich sehr interessant.


Resümee:

Es bleibt für mich dabei, dass ich Räucherstäbchen aus der Himalaja-Region mehr interessant als wirklich ansprechend finde. Sie sind nichts, was ich rein aus Genuss ihres Duftes verbrennen würde, und – obwohl manche Menschen das tun – sind sie dafür auch nicht gedacht.
Es ist ihre Andersartigkeit, welche für mich ihren Reiz ausmacht und mich dazu bringt, mich mit ihnen zu befassen.

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