Rauchfahne

Gonesh: Cedarwood, Cherry Blossom, Black Cherry, Nag Champa

Steve hat mir diese Gonesh Samples geschickt.
Gonesh Räucherstäbchen sind nichts, was ich mir selbst kaufen würde, aber da es eine sehr populäre Marke im Bereich der getauchten Räucherstäbchen auf dem amerikanischen Markt ist, war ich dennoch neugierig und bin dankbar, so die Gelegenheit zu haben, einige zu probieren und mir eine Meinung bilden zu können. 🙂

Gonesh ist eine in Chicago ansässige Marke, die schon seit 1923 besteht. Auf den Seiten des offiziellen Gonesh Incense Shops findet man die Angabe, dass die Firma ursprünglich von einer litauischen Einwandererfamilie gegründet wurde, in deren Besitz sie bis 1980 war.
Inzwischen gehört die Marke allerdings der Genie Co.; einer Firma der Nippon Kodo Firmengruppe. Ob dies bereits seit 1980 der Fall ist, weiß ich nicht.

Gonesh machen ziemlich viel Wind darum, wie angeblich einzigartig ihre Räucherstäbchen sind. Auf ihre „einzigartige Kohleformulierung“, die sie sich unter der Trademark HighCharcoal™ haben sichern lassen, ist Steve in seinem Übersichtsartikel schon ausführlich eingegangen. (Unter diesem finden sie auch seine Reviews zu den jeweiligen Sorten verlinkt.)
Außerdem behaupten sie: „unsere Bambusstäbchen sind auf den kleinstmöglichen Durchmesser gehobelt“.
Eine Aussage, die ich mit diesem Bild schnell widerlegen kann:

Was mich dabei besonders erstaunt, ist, dass von Nippon Kodo selbst Räucherstäbchen in der Linie Herb & Earth verkauft werden, die ebenso dünne Stäbchen haben wie die von mir zum Vergleich verwendeten von Aromandise. (Von den Herb & Earth hatte ich gerade keine zur Hand.)
Der Mutterkonzern selbst würde also über eine Quelle für dünnere Stäbchen verfügen.

Im Gonesh Shop kosten die Packungen der Linie Extra Rich $4.
In Deutschland habe ich eine Quelle gefunden, die sie zu vernünftigen Preisen verkauft: Ein Shop namens „deine Räucherwelt“ verkauft sie für 3,90€; sie haben allerdings nicht alle der hier reviewten Düfte im Sortiment.

Eine Packung enthält 20 Stäbchen, die 10″ (ca. 24,5cm) lang sind. Ich finde Angaben zur Brenndauer von 45 bis 50 Minuten.


Cedarwood

Es muss etwa 20 Jahre her sein, dass ich mir beim Drogeriemarkt Müller mal einen Satz Duftöle (vermutlich von der Marke Pajoma) gekauft habe. Ich weiß noch, dass eines davon – „Zedernholz“ – einen süßlichen Geruch hatte, den ich als aufdringlich und übersättigend empfand. Diese Stäbchen haben meine Erinnerung daran abrupt wieder wachgerufen.

Der Geruch erinnert mich nur sehr bedingt an wirkliches Zedernholz oder dessen ätherisches Öl; dabei muss man aber dazu sagen, dass es einige unterschiedliche Bäume gibt, die umgangssprachlich als Zedern bezeichnet werden, aber eigentlich keine sind. Ich bin geruchlich nicht mit allen vertraut.
Der Duft ist, wie bereits erwähnt, relativ süß, enthält aber eine gewisse, holzige Komponente.
Im Nachgeruch wird er noch etwas süßer und beinahe fruchtig, wenn auch auf eine etwas künstliche Weise.

Ich halte den Duft von Cedarwood grundsätzlich nicht für schlecht, er ist nur einfach absolut nicht mein Ding.


Cherry Blossom

Kirschblüten sind in Japan das Symbol des Frühlings.

Der Rohgeruch ist floral, mit einer deutlichen Note von Gewürznelken.

Angezündet riecht das Stäbchen deutlich floraler. Es ist ein zarter, freundlicher und jugendlicher Duft.
Nach gut der Hälfte des Stäbchens fange ich an, den Raumduft etwas aufdringlich zu finden, und der Nelkengeruch kommt wieder zum Vorschein.
In der Tür zum angrenzenden Hausgang, wo sich der Geruch noch etwas stärker verdünnen kann, ist er aber weiterhin angenehm.


Black Cherry

Black Cherry riechen unangezündet nach Cherry Bubblegum, mit einer intensiven, künstlich wirkenden Fruchtigkeit und Säure.

Angezündet empfinde ich den Geruch sofort als relativ stumpf und eigenartig brandig. Ein wenig der Fruchtigkeit bleibt erhalten, jedoch erinnert mich der Duft auch an heißes Plastik.


Nag Champa

Kohlebasierte Nag Champa scheinen für mich einfach nicht zu funktionieren. Der Duft ist zwar floral, da ist aber nichts, was mich explizit an Nag Champa Räucherstäbchen denken ließe.

Der Geruch ist weich, floral-süß und irgendwo zwischen puderig und cremig angesiedelt. Nach etwa der Hälfte des Stäbchens kommt ein gewisses Sandelholzparfüm durch, das wohl für die Cremigkeit des Duftes verantwortlich ist.

Nicht unangenehm, aber recht nichtssagend.


Resümee:

Gonesh haben ihre Fans und ihre „Hater“ (wie es wohl Neudeutsch heißt), und ich denke, beide haben ihre berechtigten Gründe.
Es gibt deutlich minderwertigere, getauchte Räucherstäbchen als die von Gonesh, und der Umstand, dass ich keine Off-Noten der Kohle (wie einen unangenehmen Rußgeruch) oder des Bambusstäbchens wahrnehme, spricht für sie.
Auch, dass sie beim Anzünden keine aggressive, rußende Flamme zeigen.

Die Düfte sind überwiegend nicht schlecht, anfänglich sogar relativ attraktiv, auch wenn ich bei allen festgestellt habe, dass ich den Geruch nach spätestens dem halben Stäbchen als zunehmend aufdringlich und stumpfer werdend empfinde. (Ich habe sie alle, mit etwas Abstand, nacheinander probiert; an einem mäßig warmen Sommertag bei weit geöffnetem Fenster.)
Grundsätzlich empfinde ich die Düfte als recht künstlich und relativ eindimensional.

Wie auch bei den getauchten Stäbchen von Auroshikha stelle ich bei denen von Gonesh fest, dass sie bei mir ein leichtes Kratzen im Hals auslösen.

Gonesh Räucherstäbchen mögen unter den getauchten Räucherstäbchen zu den hochwertigeren gehören; ich bin aber wie viele der Meinung, dass getauchte Räucherstäbchen insgesamt tendenziell minderwertiger sind.
Aber Geschmäcker unterscheiden sich ja bekanntlich, und so werden Leute, die diese Art von Düften grundsätzlich mögen, auch deren Qualität als höher bewerten.

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