Rauchfahne

Wie ich Reviews schreibe

Meine Review- bzw. Räucherstäbchen-Saison beginnt im März/April und endet September/Oktober, wenn das Wetter zu kühl wird, um Fenster länger geöffnet zu haben. Gelegentlich benutze ich auch in der kalten Jahreszeit Räucherstäbchen; loses Räucherwerk, schonend auf einem Räucherstövchen erhitzt, ist mir dann aber lieber.
Ich finde, dass alles Räucherwerk, das man tatsächlich verbrennt, deutlich besser oder überhaupt erst gut riecht, wenn sich der Rauch mit frischer Luft mischen kann. Außerdem scheinen viele Düfte im Sommer besser zu riechen.

In der Regel habe ich die Räucherstäbchen in meinem Wohnzimmer stehen, wo sich auch mein PC befindet, an dem ich meine Notizen, bzw. die Reviews schreibe; seltener im angrenzenden Nebenraum (meiner Werkstatt). Dabei habe ich mindestens zwei Fenster gekippt oder eines ganz geöffnet. Manchmal lasse ich auch die Tür in den Hausgang offen.
Ich habe einen Mini-Ventilator, den ich in den meisten Fällen eingeschaltet habe. Der hilft vor allem im Hochsommer, wenn ich das Gefühl habe, dass heiße Luft wie ein Pfropfen unter der Decke hängt und den Geruch dort einschließt.
Räucherstäbchen, die ich für den Innenbereich zu stark finde, zünde ich auf dem Balkon oder im Garten an. Zum Schreiben von Notizen greife ich dabei auf mein Handy zurück.

Wenn ich Räucherstäbchen vergleiche, brennt eines im Wohnzimmer, das Zweite stelle ich in den Hausgang und ich gehe hin und her. Da auch der Raum an sich Einfluss auf einen Duft hat, versuche ich nach Möglichkeit, die jeweiligen Stäbchen auch in umgekehrter Konstellation zu probieren.

Ich versuche Räucherstäbchen bei verschiedenen Wetterlagen und Temperaturen zu testen, um zu sehen, welchen Effekt diese auf den Duft haben und um ein besseres Gesamtbild zu bekommen.
Temperatur und relative Luftfeuchte scheinen auf Düfte zum Teil erheblichen Einfluss zu haben.
Die eigene Stimmung und körperliche Verfassung haben aber natürlich auch Auswirkungen darauf, wie man Düfte wahrnimmt und manchmal ist es nicht genau einzuschätzen, was von all dem gerade der vorherrschende Faktor ist.

Welchen Duft ich wähle, ist rein von meiner Laune abhängig, davon, wonach mir gerade ist. Ich neige aber dazu, Reviews in thematischen Gruppen zu schreiben, also ähnliche Düfte hintereinander zu behandeln; manchmal sind es auch Assoziationsketten.
Wenn ich neue Räucherstäbchen bekomme, vor allem bei Sample-Paketen, habe ich die Tendenz, mir sozusagen wie bei einem Puzzle die Ecken herauszusuchen, um damit anzufangen. Das sind entweder die Düfte, auf die ich besonders neugierig bin, oder aber noch häufiger diejenigen, von denen ich vermute, dass ich sie nicht mag oder langweilig finde, um sie nicht nach hinten aufzuschieben.
Aufgrund der Unmenge an Samples, die ich mittlerweile habe, verbrenne ich in mindestens 90% der Fälle Räucherstäbchen, die neu, also bislang nicht reviewt sind. Dass ich einfach nur so im Hintergrund Räucherstäbchen aus meiner Sammlung anzünde, ist tatsächlich inzwischen eher die Ausnahme.

Ich versuche mir grundsätzlich immer Notizen zu machen. Zumindest aber die ersten 3-4 Mal, wenn ich etwas Neues probiere. Im Prozess des Kennenlernens kann sich der Eindruck eines Geruches noch stark verändern und das zu beobachten kann sehr spannend sein.
Genauso interessant ist es, ein Stäbchen mal nebenbei abbrennen zu lassen, um zu beobachten, welche Eindrücke einen spontan anspringen, wenn man nicht aktiv darüber nachdenkt.
Für mich ist das Kennenlernen und Erforschen eines Duftes auf die eine oder andere Weise immer eine Achtsamkeitsübung; etwas, das ich ganz bewusst tue.
Bei Räucherstäbchen, die ich besonders komplex finde, nehme ich mir deutlich mehr Zeit, denn ich will dem Duft gerecht werden.

Ich mag es nicht, rein auf meinen Notizen basierend ein Review zu schreiben. Das heißt, wenn ich das Review tippe, habe ich dabei immer das entsprechende Räucherstäbchen brennen. Im Fall von einzelnen Sample-Stäbchen ist das in der Regel der allerletzte Rest, den ich mir dafür aufgespart habe.
Die einzigen Ausnahmen sind Räucherstäbchen, die ich nur draußen verwenden möchte. In diesen Fällen schreibe ich die Rezension kurz nach dem Abbrennen. Aber idealerweise platziere ich es so, dass der Duft hereinweht, ohne zu aufdringlich zu werden.

Für meine Notizen nutze ich schon seit Jahren Microsoft OneNote. Allerdings fände ich auch Obsidian dafür unheimlich spannend. Was mich abhält, darauf umzusteigen ist der Gedanke, die Notizen von Jahren in ein neues System einpflegen zu müssen und der Umstand, dass sie für Synchronisierung zwischen Geräten allein $5 im Monat, bzw. $48 im Jahr haben wollen. Für jemanden, der nur ein Gerät benutzt und gerade erst anfängt, wäre Obsidian aber durchaus eine Überlegung wert.

Seit ich meine Reviews in zwei Sprachen veröffentliche, schreibe ich (in der Regel) zuerst die deutsche Version, welche ich dann durch einen Übersetzer jage und anschließend nach meinen Vorstellungen editiere bzw. korrigiere und ggf. Anpassungen vornehme, falls das für die englische Version nötig ist.
Aktuell benutze ich für die Übersetzung ChatGPT in der kostenlosen Version, aber mit einigen individuellen Settings ausgestattet.

Mit der Zweisprachigkeit hat sich mein Workflow so eingependelt, dass ich etappenweise und immer im Wechsel neue Reviews schreibe oder bereits geschriebene übersetze. Gegen Ende meiner Review Saison fokussiere ich mich verstärkt auf das Schreiben neuer Reviews, solange das Wetter noch schön ist, denn Übersetzen geht immer.

Jeder Text durchläuft im Wesentlichen 3 Stufen: Entwurf, Überarbeitung und Feinschliff, wobei mir in einzelnen Fällen beim letzten Schritt Max (mein bester Freund und Admin der Rauchfahne) mit wachem Auge und einer zweiten Meinung behilflich ist.
Ein mächtiges Helferlein, das wir nicht missen wollen, ist das Browser-Plug-in LanguageTool. Es hilft einem in mehreren Sprachen mit Rechtschreibung und Grammatik und hat uns schon sehr viel Zeit und Kopfschmerzen erspart.
Um uns zu organisierten und die Übersicht zu behalten, benutzen wir Trello in der kostenlosen Version.

Ich versuche es grundsätzlich zu vermeiden, Reviews von anderen zu lesen, bevor ich mich mit einem Räucherwerk auseinandersetze. D. h. wenn z.B. auf Incense in The Wind ein Review zu Räucherstäbchen erscheint, die ich bereits in meinem Vorrat habe, kopiere ich mir einfach nur einen Link dazu in meine Notizen, lese den Artikel aber nicht. Das tue ich früherstens, wenn ich die Stäbchen bereits ein paar mal hergenommen habe. Anderenfalls hat man, finde ich, zu sehr die Tendenz, nach den Noten zu suchen, von denen man gelesen hat und das steht dem Bilden eines wirklich eigenen Eindrucks im Wege.
Wenn ich dann bereits eine gewisse Meinung habe, erlaube ich mir, meine Neugierde zu stillen und das fremde Review mit meiner Wahrnehmung zu vergleichen.

In meinen Reviews verlinke ich gerne auf die anderer Räucherwerk Enthusiasten oder binde die Meinung von Freunden und Bekannten mit ein. Dies tue ich nicht nur, weil ich die Kollegialität in dieser Subkultur schätze, sondern weil ich damit immer wieder aufzeigen möchte, wie individuell die Wahrnehmung von Gerüchen sein kann, und dass es dabei nicht darum geht, recht zu haben.
Ein Review ist in vielerlei Hinsicht wie ein Reisebericht. Zwei Menschen können am selben Tag dasselbe Reiseziel besuchen und trotzdem fundamental unterschiedliche Erlebnisse haben.
Ich möchte Sie also dazu ermutigen, meine Reviews wie einen Reisebericht zu lesen und mit manch einem schaffe ich es vielleicht, Sie dazu anzuregen, sich selbst auf einen olfaktorischen Ausflug zu begeben. 🙂

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