Rauchfahne
Jeomra - Weihrauch - Oman

Weihrauch Räucherstäbchen von Jeomra (aus deren Eigenproduktion) und Palo Santo + Schwarzer Copal Räucherstäbchen

Heute mal etwas außergewöhnliches: Weihrauch Räucherstäbchen aus deutscher Produktion.
Schön, dass auch hierzulande Räucherwerk Enthusiasten den Mut und das Engagement haben so etwas aufzuziehen.

Gekauft habe ich 2 der 3 aktuell verfügbaren Sorten: „Oman“ und „Afrika“ – die dritte lautet „Somalia„.
In ihrem Newsletter stand, dass sie aktuell auch an Sandelholz und Patchouli Stäbchen tüfteln – man darf also gespannt sein.

Diese beiden, und vor allem auch das Palo Santo Räucherstäbchen fallen aus meiner Sicht in die Kategorie, die man oft als „resin-on-a-stick“ bezeichnet. Also sehr Harzlastige Räucherstäbchen, die dadurch auch sehr viel Rauch produzieren – in der Regel aber auch eine sehr lange Brenndauer haben. Erfunden hat den Begriff und die dazugehörigen Stäbchen, soweit ich weiß Fred Soll – ein US-amerikanischer Räucherwerk Hersteller, der als Grundzutat Pinyon-Kiefern Harz verwendet. (Leider konnte ich seine Kreationen bislang nicht probieren – sie sind in Europa praktisch nicht zu bekommen. In den USA vertreibt er sie sogar über Amazon.)

Jeomra – inzwischen Raeucherwelt.de ist einer der Händler, bei dem ich seit längerem Rohzutaten einkaufe. Er hat einige, sehr spezielle, selten und schwer zu bekommende Räucherstoffe in seinem Sortiment, die ich bisher sonst nur bei Apothecary’s Garden gesehen habe (der in Kanada ansässig ist).
Die Qualität seiner Waren ist ausgezeichnet, leider muss ich aber dazu sagen, dass ich schon öfter das Problem hatte, dass falsch abgewogen/verpackt oder eine falsche Einheit geliefert wurde, was mir einmal nur durch mein gewohnheitsmäßiges kontrollwiegen aufgefallen ist. Ärgerlich, aber ich bin mir sicher, dass es nie Absicht war, Fehler wurden immer umgehend behoben.

Aber nun endlich zu den Räucherstäbchen:
Eine Packung mit 10 Stäbchen kostet 8,90€, das sind rund 90ct pro Stück. Sie sind 20,5cm lang, davon sind 2,5cm blank. Es ist eine Brenndauer von 50-60 Minuten angegeben.

Weihrauch Oman

[Zu diesen Räucherstäbchen gibt es einen aktuelleren Artikel.]

Inhaltsstoffe: Buchenholzkohle aus Deutschland, Weihrauch aus dem Oman (B. sacra), Joss-Pulver aus Vietnam, deutscher Waldhonig, Boswellia sacra – Ätherisches Öl

Die Stäbchen lassen sich sehr leicht anzünden und zeigen dabei eine erwartbar starke Rußentwicklung (vom Harz und evtl. auch dem ätherischen Öl).
Sie riechen sofort sehr stark und intensiv nach Weihrauch – in diesem Fall nach der für B. sacra typisch hohen, etwas zitrischen Note und dem mit spitzen dem Harz-Aroma, das immer entsteht, wenn Weihrauch (oder auch viele andere Harze) auf Kohle verräuchert wird. Das Aroma ist bei Weitem nicht so aufgeschlüsselt wie, wenn man diesen guten Weihrauch auf einem Stövchen (mit Teelicht oder elektrisch) verräuchert, aber um ein Vielfaches besser als der Geruch, wenn er auf Kohle verbrennt.

Ich bin absolut begeistert darüber, dass man kein bisschen der Kohle riecht. Das einzig negative, das ich zu bemerken habe ist, dass die Glut beim Abbrennen sehr lang wird – was ein Zeichen für einen etwas zu hohen Kohleanteil ist. Dadurch verbrennen sie auch schneller als nötig.

Weihrauch Afrika

[Zu diesen Räucherstäbchen gibt es einen aktuelleren Artikel.]

Inhaltsstoffe: Buchenholzkohle aus Deutschland, Weihrauch aus Somalia (B. carterii), Äthiopien (B. papyrifer), und Ogaden (B. rivae), Joss-Pulver aus Vietnam, deutscher Waldhonig.

Ich habe den Eindruck, dass die Afrika Räucherstäbchen nicht ganz so schnell und intensiv brennen wie die Oman. Auch die Glut scheint mir ein bisschen kürzer, könnte aber immer noch wesentlich kleiner sein.
Auch diese Stäbchen haben den typischen Weihrauch Geruch, aber sie sind dunkler/tiefer als die anderen. Ihr Aroma ist würziger, etwas herber und sie haben keine ausgeprägte Zitrusnote. Ihr Geruch hat für mich eine stärkere Assoziation zu Kirche – vermutlich wegen dem B. papyrifera, der für mich immer irgendwie „ölig-schwer“ riecht und soweit ich weiß, oft in Kirchen zum Einsatz kommt.

Wenn ich beide direkt vergleiche, kommen mir die Oman Stäbchen etwas süßer und direkt fruchtig vor, was mir zu Beginn nicht aufgefallen ist.
Sie wirken auf mich wie ungleiche Brüder: Afrika ist kraftvoll, robust und bodenständig – Oman ist hell, energetisch und ätherisch.
Beide haben im Nachgeruch, wenn der Rauch bereits verflogen ist, eine subtile, ganz wunderbar köstliche Süße, die ich sehr unerwartet fand. Ich frage mich, ob das am Honig in der Rezeptur liegt.
Diese süße Note rieche ich bei beiden auch immer ganz zu beginn, mit den ersten paar feien Rauchschwaden, doch dann wird der Rauch dichter und konzentrierter und die Note verschwindet.
Ich habe den sehr starken Verdacht, dass diese Räucherstäbchen für mein relativ kleines Wohnzimmer – trotz offener Fenster – eigentlich viel zu potent sind und eine enorme Menge an Komplexität und Geruchsnuancen schlicht in der Gedrungenheit untergeht. Sie sind mir nicht zu stark, sie übersättigen mich nicht, aber ich denke, sie bräuchten viel mehr Raum, um ihr wahres Potenzial entfalten zu können.
Ich wünschte, es gäbe diese Räucherstäbchen in einem Coreless-Format als delikate, dünne „Japan Style“ Stäbchen. Aber da muss ich mich wohl selbst ans Werk machen.

Hut ab! Ich bin ehrlich beeindruckt und sehr gespannt, was von Jeomra in Zukunft noch so kommt!

Palo Santo + Schwarzer Copal

Inhaltsstoffe: Palo Santo Holzpulver (Peru), Palo Santo Öl, Schwarzer Copal

Es ist kein Bindemittel angegeben, was mich wundert, auch Kohle wird nicht erwähnt.
Die Stäbchen sind 20cm lang, davon 2cm blankes Stäbchen, was mit manchen Haltern eventuell schwierig werden könnte. Dafür bekommt man aber auch das Maximum an Räucherwerk, das auf die Länge möglich ist. Sie sind außerdem noch mal dicker als die Weihrauch Räucherstäbchen.
In der Beschreibung ist von einer Zertifizierung als nachhaltiges Produkt die Rede – aber nicht, wer oder was da zertifiziert hat. Auch wer der tatsächliche Hersteller ist, bleibt unbekannt.

Diese Stäbchen lassen sich bei weitem nicht so einfach anzünden wie die aus der Weihrauch Linie.
Die gängige Empfehlung für Resin-on-a-Stick ist, sie anzuzünden, die Flamme 1-3 Sekunden stehenzulassen und dann wieder auszupusten; dies wiederholt man, bis die Spitze eine gute Glut zeigt. Tut man dies nicht, sondern lässt sie einfach brennen, frisst sich die Flamme sehr schnell weiter nach hinten und viel gutes Aroma wird verschwendet.
Beim Anzünden rußen sie wirklich extrem. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis das Stäbchen geglüht hat und leider ging es wiederholt sehr schnell wieder aus – nach jeweils etwa einem halben Zentimeter.
Das heißt, hier ist (falls überhaupt) zu wenig Kohle verwendet worden oder das Mischungsverhältnis von Holz zu Harz stimmt nicht. Das könnte natürlich auch ein Chargen-Problem sein und heißt nicht, dass es bei diesen Stäbchen immer der Fall ist – in den Bewertungen habe ich jedenfalls keinen Hinweis darauf gefunden.
Mit dem „Schlüsselring Trick“ kann man in solchen Fällen Abhilfe schaffen:
Man nimmt einen Schlüsselring (Metallklammern funktionieren natürlich auch, oder Kreuz-Pinzetten) und klemmt damit das hintere, blanke Ende des Stäbchens ein und hängt sie so kopfüber auf, um sie abbrennen zu lassen. Man muss etwas erfinderisch werden und auf jeden Fall auf eine feuerfeste Unterlage achten. Mein sehr improvisierter Aufbau sah so aus:

Ein Stöckchen eines abgebrannten Räucherstäbchens, dessen freies Ende ich unter eine Kerze gesteckt habe, dient als Aufhängung. Nicht sehr sicher – zugegeben. So eine Installation lässt man besser nicht unbeaufsichtigt. Aber es funktioniert. Nach dem Aufhängen sind sie nicht mehr ausgegangen und haben eine erwartbar große Menge Rauch produziert. Selbst bei weit offenem Fenster steht man hier schnell im Nebel. Das ist ein Vorteil, wenn man die Stäbchen zum Ausräuchern des Hauses verwenden möchte, allerdings klappt das schwer, wenn man es kopfüber halten muss. Das ist schon ärgerlich.

Was den Geruch anbelangt, finde ich sie gut. Der Copal steht im Vordergrund, mit einem sehr kräftigen, harzig-waldigen Aroma. Copal Negro hat eine sehr dunkle, erdige Qualität, diese kommt hier leider nicht ganz so gut zur Geltung; es ist einfach sehr viel „vaporisierendes Harz“, das man riecht.
Dazu gesellt sich die spezielle Süße von Palo Santo und seine Holzigkeit, die den Geruch etwas ausbalanciert und seinem Charakter eine zweite Dimension verleiht.

Wer Palo Santo nicht kennt: Bitte denken Sie hier in keiner Weise an ein klassisches „Holz-Aroma“ – meine Kurzbeschreibung für Palo Santo Geruch lautet „Kukident/Zahnarzt mit Kokos“. Es hat einen sehr speziellen, frischen Aspekt, der – mangels eines besseren Vergleichs – ganz grob in Richtung Minze geht, oder verwandte Gerüche, jedenfalls etwas, das man beim Zahnarzt riechen kann. Und dann ist da diese eigentümliche, süße Note, die für mich wie Kokosnuss riecht.
Viele empfinden Palo Santo als unerträglich. Ich habe schon Beschreibungen wie „chemisch“, „verbrennender Gummi“ und „Formaldehyd“ gelesen. Ich habe Jahre gebraucht um diesen Geruch zu „verstehen“ und noch etwas länger um ihn mögen zu lernen. – Andere wiederum lieben ihn sofort.

So intensiv die Rauchentwicklung ist, der Rauch ist nie beißend, selbst wenn man sehr dicht beim Stäbchen steht. Ich würde ihn sogar als recht weich bezeichnen.
Der Nachgeruch lässt deutlich mehr Palo Santo erkennen. Je mehr der Rauch verfliegt, desto deutlicher wird er, bis der Copal nur noch eine harzige Note im Hintergrund ist und schlussendlich ganz verschwindet.

Dies war meine erste Exkursion in resin-on-a-stick. Mangels an Vergleichsmöglichkeiten verzichte ich deswegen (vorerst) auf eine konkrete Wertung.


2 thoughts on “Weihrauch Räucherstäbchen von Jeomra (aus deren Eigenproduktion) und Palo Santo + Schwarzer Copal Räucherstäbchen

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