Rauchfahne

Nippon Kodo – Gedanken zu einigen Samples der Linien: Morning Star, Scentsual, Itten, Koh Do

Anfang des Jahres habe ich mit jemandem Samples getauscht und im Zuge dessen auch einige der Marke Nippon Kodo bekommen. Mir war der Name ein Begriff, aber hatte sie bis dato nicht probiert.
Auf r/Incense spalten sich die Geister. Es ist eine Traditionsmarke, deren Geschichte nach eigenen Angaben mehr als 400 Jahre zurückverfolgt werden kann. Jedoch werden besonders ihre Einsteiger Linien (allem voran Morning Star) gern für ihren Einsatz von synthetischen Duftstoffen bemängelt. Viele sind aber auch der Meinung, dass ihr Preis-Leistungs-Verhältnis sehr gut ist und empfehlen Nippon Kodo als Einsteiger-Marke für Japanische Räucherstäbchen – was sie für viele tatsächlich war und ist.
Ich wollte mir ein eigenes Bild machen.


Morning Star

Ich weiß nicht genau, wie viele Duftrichtungen Morning Star mittlerweile hat, da die Linie nicht auf der Homepage von Nippon Kodo aufgeführt wird, aber es dürften an die 20 sein.
Zum Probieren ausgesucht habe ich mir Amber, Sandelholz und Green Tea – letzteres ist mir als Räucherwerkgeruch völlig neu, während mir die ersten beiden als klassische Duftrichtungen recht vertraut sind.
Viele kennen vielleicht die beinahe ikonische Verpackung: Eine kleine, längliche Pappschachtel, einfarbiger Hintergrund von zumeist recht knalligem Farbton, mit einem “goldenen” Oval mit japanischen Schriftzeichen und darunter ein nach Linoldruck anmutender Bonsai im Topf.
Eine solche Schachtel enthält 50 Stäbchen von 11cm Länge, deren Brenndauer mit 20-25 Minuten angegeben wird. Eine Gramm-Angabe habe ich nicht gefunden, aber anhand des genannten Kilopreises von Sonnlicht.de dürften es ca. 18g sein. Je nach Shop zahlt man 4-6€ dafür. Im günstigsten Fall sind das also 8ct pro Stäbchen und 22ct pro Gramm.

Amber

Amber riecht roh “sauber” und süß, sehr undefiniert nach Räucherstäbchen. Die saubere Note lässt mich an Handcreme oder Bodylotion denken und ich habe sie auch manchmal nach dem Anzünden noch gerochen. Daneben sind sie süß, aber nicht vergleichbar mit der Süße von vielen indischen Amber Räucherstäbchen.
Vor allem beim letzten Mal haben sie mich entfernt an Pfeifentabak erinnert, wie die süße Note, die manchmal in dessen Verpackung zurückbleibt oder wenn sich der Rauch draußen sehr stark verdünnt. Ich finde den Geruch sehr unaufdringlich, aber auch absolut generisch und nichtssagend. Es kann unbeachtet im Hintergrund brennen, ohne weiter aufzufallen.
Wertung: 2,5

Sandalwood

Sandalwood riecht ebenfalls sehr generisch, einfach nach Räucherstäbchen, ist aber weniger süß.
Mit Sandelholz hat der Geruch für mich nicht viel zu tun. Beim ersten Mal habe ich eine etwas pissige Note gerochen, die mir bei Sandelholz Räucherstäbchen schon das eine oder andere Mal untergekommen ist, hier ist sie nach einer Weile wieder verschwunden. Was leider geblieben ist, war ein unangenehmer Rauchgeruch, wie wenn von draußen, aus einem benachbarten Kamin Rauch hereinzieht.
Beim letzten Mal hat mich der Geruch direkt an verbrennendes Laub erinnert und ich habe eine säuerliche Note gerochen, die ich nicht einordnen kann.
Weil der Geruch für mich am Thema vorbeigeht und aufgrund des unangenehmen Nachgeruchs bekommen diese von mir nur die Wertung 1,9

Green Tea

Green Tea riecht tatsächlich grünteeartig. Der Duft ist mineralisch-grün und wird mit der Zeit sehr grasig. Ich musste irgendwann an Pelletfutter für Pferde denken. Heute interpretiert meine Nase das als leicht malzig und ich rieche so etwas wie Röstaromen.
Erfreulich ist, dass nach dem Abbrennen der eigentliche Teegeruch bestehen bleibt.
Ich bin kein großer Fan grüner Gerüche, von daher bleiben sie für mich im 2er Bereich, aber ich finde sie ernsthaft gut gemacht und würde sie zum Ausprobieren für Leute empfehlen, die neugierig auf diese Art Gerüche sind.
Wertung: 2,7

Erwähnenswert finde ich, dass das Erhitzen von Grüntee (in einer speziellen Pfanne) tatsächlich eine lange Tradition in Japan hat, um Gerüche zu neutralisieren. Man nimmt dafür alten Tee, der zum Trinken nicht mehr ganz so gut ist.


Scentsual

Scentsual beinhaltet 6 verschiedene Duftthemen, die sich, mit modernem Ansatz “Gerüchen in der Natur” widmen. Es gibt Fresh Green Tea, Calm Hinoki Mint, Bitter Pink Ginger, Sparkling Gold Yuzu, Sweet White Sage und Brilliant Blue Lavender. Preislich liegen sie bei 6-8€ pro Schachtel mit 30g Inhalt und einer kleinen Keramikkachel, wie sie den Morning Star Sorten auch beiliegt.
Ich habe mir 3 herausgesucht, unter denen ich mir am wenigsten vorstellen konnte:

Calm Hinoki Mint

Minze und “ruhig” passt für mich gefühlsmäßig gar nicht zusammen, Minze ist doch viel eher belebend?
Hinoki war mir kein Begriff. Inzwischen weiß ich, dass es der Name eines Baumes ist.
Die ersten Male war das Wetter noch recht kühl, das muss Januar-Februar gewesen sein. Ich habe den Geruch als eindeutig krautig empfunden, konnte aber partout nicht die Minze finden. Mein Kopf versuchte immer wieder Patchouli hineinzuinterpretieren.
Das letzte halbe Stäbchen habe ich an einem sehr milden, sonnigen Märztag verbrannt und auf einmal war die Minze da! Hier scheint also das Wetter ein durchaus bedeutender Faktor zu sein.
Alle drei teilen sich eine Basisnote, die ich auch schon bei anderen Nippon Kodo Stäbchen gerochen habe und die ich als störend empfinde. Bei Calm Hinoki Mint fand ich sie am schwächsten.
Ich habe sie nicht gut genug gefunden, um sie mir nachkaufen zu wollen, aber hätte ich sie bereits, würde ich sie hernehmen.
Wertung: 2,4

Bitter Pink Ginger

Ich weiß nicht, ob es an der Assoziation wegen des Namens liegt, aber diese haben mich viel mehr an Grapefruit erinnert. Herb und etwas frisch. Das Aroma an sich war nicht unangenehm, aber ich habe es als sehr dünn empfunden und die unangenehme, rauchige Basisnote fand ich in dieser Sorte am stärksten und wirklich sehr störend.
Vielleicht hätte ich mir auch bei ihnen eines für einen wärmeren Tag aufheben sollen. Ob mein Urteil dann besser ausgefallen wäre, werde ich nie erfahren.
Wertung: 1,9

Sparkling Gold Yuzu

Ahnungslos, was mich erwartet, war mein erster Eindruck “irgendwie floral”, spritzig, frisch, heiter und energetisch; aber mir so richtig einen Reim darauf machen konnte ich nicht.
Ich habe dann erst mal gegoogelt, was Yuzu ist und mit Überraschung festgestellt, dass es um eine spezielle Zitrusfrucht handelt.
Beim zweiten Mal wurde das Bild schon klarer. Jetzt konnte ich eine Parallele ziehen zu dem “Grüne Mandarine” ätherischen Öl aus der Sammlung meiner Mutter. Es riecht relativ untypisch für ein Zitrusöl, was vermutlich der Grund ist, warum ich es mag. Es hat eine sanfte, fast weiche Note, die ich auch in diesen Räucherstäbchen finde.
Es ist ein warmer, floral-fruchtiger Geruch, mit nur einem Hauch zitrischer Frische, den ich als fröhlich und belebend empfinde.
Leider haben (oder vielmehr: hatten) auch diese die unangenehme Basisnote.
Ich habe mir von Golden Yuzu ein halbes Stäbchen aufgehoben, nachdem ich das Aha!-Erlebnis mit Hinoki Mint hatte. Gestern, an einem warmen Oktobertag, habe ich beschlossen es aufzubrauchen und siehe da: Ich nehme den Basisgeruch nicht mehr wahr.
Nun bin ich ernsthaft am überlegen, sie mir zu kaufen. Was mich abhält, ist der Umstand, dass der Duft charakterlich im Vergleich zu dem, was ich sonst verräuchere, so aus der Reihe fällt, dass er fast etwas fehlplatziert wirkt und ich nicht weiß, ob ich sie tatsächlich hernehmen würde.
Wertung: 3,2


Koh Do

Nippon Kodo - Koh-Do - Sandalwood

Koh Do – Sandalwood ist vermutlich der Grund, warum ich die Nippon Kodo Basisnote “verlernt” habe.
Ich besitze diese (und die nachfolgenden Itten) nicht selbst, sondern habe sie als Geschenke für meine Mutter gekauft, nachdem sie einmal beiläufig erwähnt hatte, dass sie früher (in den 70ern) auch “solche Räucherstäbchen” benutzt hat und sie recht gern mochte.
Gekauft habe ich sie bei Sonnlicht.de, einer meiner Lieblings-Shops, bei dem ich normalerweise Rohzutaten kaufe.
Sie kosten 3,20€ für 20Stk./8g – das sind 16ct pro Stäbchen und 40ct je Gramm. Ein Stäbchen misst ca. 14cm.
Relativ zum Inhalt ist die Packung recht groß und die Stäbchen sind nicht in eine Rolle oder ähnliches zusammengefasst, was in meinem Fall dazu geführt hat, dass sie teilweise zerbrochen ankamen (obwohl sie relativ dick sind – 2mm). Das ist natürlich besonders, wenn man sie verschenken will sehr ärgerlich. Frau Luger war wie immer freundlich und kulant und hat mir eine Teilerstattung angeboten.

Am Anfang mochte ich diese Sandelholz Stäbchen weniger als die Itten, weil sie diese lästige Basisnote hatten, über die ich nicht hinwegsehen konnte.
Sie wurden trotzdem recht regelmäßig benutzt, zumeist nach gemeinsamen Essen – und nach einigen Wochen fiel uns beiden auf, dass wir diese ungute Note nicht mehr wahrgenommen haben.
Es ist recht normal und erwartbar, dass man sich auf japanische Räucherstäbchen etwas ein- bzw. umstellen muss, vor allem wenn man (wie ich) hauptsächlich indische Räucherstäbchen verwendet.
Die Kompositionen sind im Vergleich einfach grundsätzlich subtiler, delikater und schwächer, bzw. “leiser”, was dazu führt, dass sie gern am Anfang hauptsächlich nach Rauch riechen.
Vor allem bei den hochwertigeren japanischen Linien spricht man regelrecht von Lernkurven.
Koh Do ist eine der Einsteigerlinien. Ich hatte nicht erwartet, diesen Geruch irgendwann einfach automatisch auszublenden.
Einerseits ist es natürlich gut, weil ich diese Stäbchen jetzt viel mehr genießen kann, andererseits ist es ein komisches Gefühl, als würde mir etwas entgehen; Ein blinder Fleck in meiner Nase. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.
Zurück zum eigentlichen Thema: Koh Do – Sandalwood riechen eindeutig nach Sandelholz, auch wenn es keine reiner Sandelholzduft ist. Jetzt, da die Basisnote ausgeblendet ist, finde ich sie gut. Der Charakter ist eher weich, vielleicht etwas milchig, was ich an Sandelholz schätze. Sie sind süßer als Itten und weniger trocken. Sie sind um Längen besser als die Sandelholz der Morning Star Linie. Sieht man sich den auf Gramm und Stück heruntergebrochenen Preis an, kosten sie das doppelte.
Ich denke aber, dass ich, bevor ich diese noch einmal kaufe, die “Leiter nach oben” etwas weiter erkunden würde.


Itten

Nippon Kodo - ITTEN - Sandalwood

Itten – Sandalwood (long) – wieso sie den Zusatz “long/lang” haben, mir nicht ganz klar, mir ist noch keine kurze Version untergekommen. Vielleicht weil man auf den Bildern das Format oft nicht gut einschätzen kann? Neben Itten – Sandalwood gibt es nur noch Agarwood.
Der Preis liegt bei 5,90€. Es sind 30 Stäbchen enthalten, die 22cm lang sind und ca. 1,6mm dick. Das ergibt einen Stückpreis von 20ct und 30ct pro Gramm. Damit sind sie effektiv günstiger als die “minderwertigere” Koh Do Linie.
Itten fand ich am Anfang sehr rauchig (und meine Mutter auch). Sie sind sehr trocken und holzig, was es etwas schwerer machen kann die süße, feine Sandelholznote herauszuriechen, aber sie ist da und sie wird im Verlauf deutlicher.
Zu Beginn hatte ich die Vermutung, dass hier Zedernholz oder etwas Ähnliches mit verarbeitet worden sein könnte. Direkt nach dem Anzünden ist der Rauch sehr kratzig. Das legt sich nach einer Weile und entwickelt sich zu einem warmen, holzig-trockenen Profil, das sehr viel Ruhe ausstrahlt. Obenauf schwebt eine feiner, heller, süßer Sandelholzton.
Sie wirken sehr natürlich auf mich und ich finde sie gut, aber oft ist mir einfach der Holzrauchgeruch zu viel. Ich habe den Eindruck, dass kühles Wetter das etwas verstärkt, obwohl ich bei Indischen Sandelholzstäbchen eher die gegenteilige Beobachtung gemacht habe.
Ich würde diese Sandelholz Interpretation für Leute empfehlen, die Gerüche schnell als zu süß empfinden und trockene Gerüche bevorzugen. Wer Lagerfeuergeruch angenehm findet, wird sich bei Itten an nichts stören.
Insgesamt finde ich die Koh Do Variante zugänglicher und gewissermaßen publikumsfreundlicher.
Ich würde beide im oberen 2er bis unteren 3er-Bereich einordnen, kann mich aber noch nicht genauer festlegen. Welche ich lieber mag, hängt zu sehr von äußeren Gegebenheiten und meiner Stimmung ab. Noch gestern hätte ich Itten bevorzugt, heute ist es definitiv Koh Do.

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