Rauchfahne

Räucherstäbchen selber machen – Grundwissen und nützliche Informationen

Dieser Artikel wird von mir gelegentlich upgedatet werden und ich werde weitere Bilder einfügen.
Sollten sich Fehler eingeschlichen haben oder Unklarheiten auftauchen, bitte ich darum, unten einen Kommentar zu hinterlassen.

[Letztes Update: 2024-05-12 – Habe Glatte Ulme zur Liste der Basis+Binder hinzugefügt.]


Ich habe Ende 2021 angefangen meine eigenen Räucherstäbchen herzustellen, bin also aktuell selbst noch eher ein Anfänger.
Da Räucherstäbchen etwas mehr Hintergrundwissen erfordern als lose Mischungen oder sogar „Geknetetes Räucherwerk“ will ich hier etwas Basiswissen und allerlei Infos zusammentragen.

Ich habe mich entschieden in der Regel nur Räucherstäbchen im japanischen Stil (also ohne Bambuskern) zu machen, weil das erheblich einfacher ist und der Bambus immer zusätzlichen Rauch ohne gutes Aroma bedeutet. Meine Artikel beziehen sich also immer auf „Coreless“ Räucherstäbchen, falls nicht anders angegeben.

Werkzeuge und Hilfsmittel:

  • Eine Staubmaske
    Ernsthaft: Das wird viel zu oft vergessen! Eine einfache Stoffmaske ist besser als nichts und so was hat inzwischen doch ohnehin jeder daheim liegen. Vor allem beim elektrischen Mahlen von Zutaten und natürlich beim Aussieben fliegt sehr viel feiner Staub auf und den atmet man sonst unweigerlich ein.
  • Einweghandschuhe (optional)
    Ich arbeite lieber ohne, weil ich so ein besseres Gefühl für den Teig habe.
  • Schlagwerkmühle – Elektrische Kaffeemühle mit Klingen
    Ich habe eine ganz günstige, für knapp unter 20€ gekauft. 200 Watt, etwa 50g (Kaffee) Kapazität, was tatsächlich für den Zweck schon recht groß ist. Das einzige worauf ich beim Kauf wirklich wert gelegt habe ist, dass sie innen aus Edelstahl ist und gut zu reinigen. Zu schwach sollte sie natürlich auch nicht sein. Außerdem zu bedenken ist, dass sie nicht zu groß sein sollte, denn damit sie effektiv funktioniert, muss sie einen gewissen Mindestfüllstand haben. Kauft man eine zu große Mühle, muss man unnötig große Mengen Material mahlen, dass dann am Ende vielleicht seinen Geruch verliert, weil man es nicht schnell genug aufbrauchen kann.
  • Mörser
    + sehr viel Geduld, will man ihn statt der elektrischen Mühle verwenden.
    Aber für Harz, vor allem kleinere Mengen, ist es oft die bessere Option. Auch und vor allem, wenn man Harz hat, das nicht ganz ausgehärtet ist. In so einem Fall empfiehlt es sich, den Mörser samt Harz einige Stunden in den Gefrierschrank zu stellen, wodurch es spröde wird. Das macht man am besten zuletzt, um das Pulver gleich mit den anderen Zutaten zu mischen, denn erwärmt es sich wieder, wird es wieder klebrig.
  • Eine Kaffeemühle mit Kurbel
    kann nützlich sein, um Zutaten vorzumahlen, will man sie im Mörser pulverisieren. Hier bitte keine Harze verwenden, das verklebt das Mahlwerk und ist sehr schwierig zu reinigen.
  • Ein möglichst feines Sieb
    Empfohlen wird, glaube ich Mesh 80 oder feiner, ich hatte allerdings Schwierigkeiten Siebe zu finden, bei denen die Mesh Zahl angegeben wird (und nicht ein kleines Vermögen kosten). Ich habe mir ein sehr feines Mehlsieb gekauft, bei dem sich die Leute in den Bewertungen darüber beschwert haben, dass es für manches Mehl zu fein ist. Bei Kleinstmengen nehme ich ein halbes Tee-Ei.
    Es wird von manchen gern gesagt, dass das Pulver so fein sein sollte, dass es in den Rillen der Fingerabdrücke hängen bleibt. Meines ist das zum größten Teil definitiv nicht.
  • Feinwaage
    Bei so kleinen Chargen wie beim Herstellen für den Eigengebrauch macht es Sinn eine Wage zu benutzen, die aufs 10tel-Gramm genau wiegt.
  • Löffel
    Nicht nur zum Löffeln, sondern auch zum Kneten des Teiges sehr nützlich.
  • Borstenpinsel
    Einfache, günstige Borstenpinsel, wie aus dem Grundschul-Kunstunterricht. Gibt es in 1€ Läden im 10er-Pack. Ein unscheinbares Werkzeug, dass ich wirklich ständig in Gebrauch habe: zum Reinigen der Mühle, des Mörsers, diverser Schüsseln; zum Durchpinseln der Siebe und den Stil als Rührstab.
  • Schüsseln, Teller
    In der Regel braucht man mehrere, zum Zutaten darauf sieben, zum Zwischenlagern und am Schluss natürlich, um den Teig anzurühren.
  • Etwas zum Dosieren von Wasser, z. B. eine Spritze
    Man kann natürlich auch einfach den Löffel nehmen oder eine Pipette, ich finde aber Spritzen extrem praktisch, weil sie eine Skala haben, man nichts verschütten, und wenn nötig tropfengenau dosieren kann. Ich benutze eine mit 20ml Skala.
  • Arbeitsunterlage
    Z. B. eine Silikonmatte oder ein versiegeltes Holzschneidebrett. Es sollte jedenfalls etwas sein, dass nicht die Feuchtigkeit aus dem Teig zieht, der Teig nicht daran haften bleibt und leicht zu reinigen ist. Für den Anfang habe ich mir dafür einfach ein DIN A4 Blatt eingeschweißt, auf dem ich gleich Hilfslinien (zur optimalen Länge) eingezeichnet habe.
  • Extruder
    ist optional, ich möchte aber nicht drauf verzichten müssen. Ich habe mir für ungefähr 8€ eine „Fondant Presse“ aus Aluminium gekauft. Ich habe aber auch schon mitbekommen, dass Leute größere Spritzen verwenden.
  • Eventuell ein Brettchen
    zum Rollen der Stäbchen. Das ist auch optional, aber sehr nützlich. Sie werden so gleichmäßiger und man kann auch zu dick extrudierte Nudeln dünner rollen und die Oberfläche damit glätten.
    Es sollte eine glatte Oberfläche haben, nicht zu dünn sein, damit man es gut greifen kann und etwas länger als die maximale Länge der Räucherstäbchen sein.
    Hände sind aber das mindeste, was man zum Rollen von Räucherstäbchen braucht.
    Hin und wieder ist ein Teig besonders störrisch und lässt sich schlecht oder gar nicht extrudieren, dann ist Handrollen sogar die schnellere und bessere Methode.
  • Ein Trockengestell
    lässt sich mit etwas handwerklichem Geschick selbst herstellen, z. B. mit Metall-Fliegengitter oder Verputzgitter auf einem Holzrahmen.
    Am Anfang habe ich einfach einen Spritzschutz für Pfannen verwendet.
    Einige verwenden ausgediente Fliegengitter oder nehmen einfach nur Holzbretter her.
    Ein Gitter erlaubt aber eine gleichmäßigere Trocknung, was dazu beiträgt, dass sich die Stäbchen weniger verformen.

Was? Wie? Warum?

Materialien

Räucherstäbchen (egal ob mit oder ohne Bambuskern und genauso Kegel) bestehen aus 3 wesentlichen Teilen: Basis – Binder – Aromatische Zutaten.

  • Die Basis
    sorgt dafür, dass das Räucherstäbchen von allein abbrennen bzw. glimmen können.
    Es sind in der Regel möglichst geruchsneutrale, bzw. mild riechende Zutaten, die das erwünschte Geruchsprofil bestenfalls unterstreichen.
    Das konventionellste Basismaterial ist Holzmehl.
  • Der Binder
    verleiht Stabilität, er verklebt die Zutaten miteinander, sodass sie in Form gebracht werden können und nach dem Trocknen zusammenhalten.
    Auch diese sind im besten Fall so gut wie geruchlos.
    Es gibt im Wesentlichen 2 verschiedene Typen von Bindemitteln:
    • Reine Binder, die zumeist Gummen sind, und in der Regel eher schlecht brennen, dazu gehören:
      • Gummi Arabicum – das Gummiharz einer Akazienart.
        Es ist ein sehr schwacher Binder, der, auch durch die erforderliche Menge glimmhemmend wirken kann. Dies kann man theoretisch nutzen, um einem zu schnellen Abbrennen entgegenzuwirken, ohne den Geruch erheblich zu beeinflussen.
      • Eine heimische Alternative wäre Kirschbaum Gummi (Bild), oft an Wildkirschbäumen zu finden, vor allem an älteren Exemplaren. Seltener findet man Gummi auch an anderen Steinobstbäumen wie Pflaumen, Aprikosen usw.
        Auch das gelegentlich im Handel zu findende „Mandelbaum Gummi“ gehört zu dieser Gruppe.
      • Guargummi oder Guaran wird aus Guarkernen gewonnen. Es findet unter anderem in der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie als Verdickungsmittel und Konsistenzgeber Verwendung. Es ist kaltlöslich.
      • Xanthan ist ebenfalls ein beliebter Konsistenzgeber und Gelier- und Verdickungsmittel. Auch Xanthan ist kaltlöslich und angeblich ziemlich potent.
      • Traganth oder Tragakanth ist kaltlöslich und ein recht starker Binder.
        Es ist das Bindemittel, mit dem ich aktuell am meisten Erfahrung habe.
      • Stärke, wie man sie aus der Küche kennt, muss gekocht werden, damit sie abbindet. Ich habe sie lange Zeit als ungeeignet erachtet, auch wenn ich gelegentlich gelesen habe, dass sie als Bindemittel verwendet werden kann. Zufällig hat mir erst kürzlich mein Blogger Kollege Steve Pereira Bilder von „Äthiopischen Weihrauchstäbchen“ einer unbekannten, deutschen Marke geschickt, deren Beschreibungstext von der Verwendung von Stärke spricht.
        Er hat mich auch darauf aufmerksam gemacht, dass modifizierte Stärke bei industriell hergestellten Räucherstäbchen häufiger eingesetzt zu werden scheint.
    • Basis+Binder, im Englischen gerne als „Wood Binders“ bezeichnet, sind zumeist Rinden von Bäumen aus der Lauraceae Familie, die viele Schleimstoffe enthalten und gut brennen, z. B.:
      • Makko, was übersetzt so viel heißt wie Räucherwerk-Pulver – Wird oft als Synonym für Tabu No Ki verwendet, ist aber soweit ich weiß nicht nur Rindenpulver einer bestimmten Pflanze, sondern hat Beimengungen anderer, meist glimmfördernder Zutaten oder solcher, die Gerüche fixieren können.
      • Tabu No Ki (Machilus thunbergii) – ein Pulver aus der Rinde des gleichnamigen Baumes.
        Wird oft synonym zu Makko verwendet, ist aber genau genommen nur die Basis für Makko. Soweit ich weiß, brennt Tabu No Ki nicht selbstständig ab.
      • Joss Pulver, Jigat, Laha – scheinen unterschiedliche Begriffe für das Rindenpulver von Litsea Glutinosa zu sein. Auch hierfür wird oft der Name Makko verwendet.
        Es scheint unterschiedliche Sorten davon zu geben, dazu habe ich aber noch keine konkreten Informationen gefunden.
      • Dar wird in Carl F. Neals Buch „Incense: Crafting and Use of Magickal Scents“ erwähnt (das ich für Anfänger und Interessierte – die Englisch können – übrigens wärmstens empfehlen kann). Er beschreibt es als traditionell tibetisches Bindemittel, das eher schlecht zu extrudieren ist, aber nach dem Aushärten sehr stabil wird.
        Weiß-Esche (Fraxinus americana), bzw. deren Rinde wurde von Carl F. Neal als Binder entdeckt. Laut ihm hat sie einen deutlich holzigen Geruch wie Lagerfeuer, wird also nicht in jedes Rezept passen.
        Interessant wäre auszuprobieren, ob auch hier heimische Arten der Esche Potenzial als Bindemittel haben.
      • Glatte Ulme (engl. slippery elm) scheint eine weitere Option zu sein. Der Redditor u/GlossyBean arbeitet gerne damit.
      • Phoebe zhennan erwähne ich der Vollständigkeit halber. Es wird wohl in China verwendet. Darauf aufmerksam geworden bin ich durch diesen Reddit Post.
    • Sonstige, ungewöhnliche Binder:
      • Agar-Agar – ist kein klassisches Bindemittel für Räucherwerk, wird aber scheinbar im DIY Bereich gerne verwendet, wenn andere Gummibinder nicht verfügbar sind.
        Ein großer Nachteil ist, dass es gekocht werden muss, um zu binden.
        Es wird aus bestimmten Algen hergestellt.
      • CMC oder Carboxymethylcellulose, im Lebensmittelbereich auch Sugarcel oder Tylo genannt, ist ein Industrieprodukt, das aus Holz gewonnen wird.
        Es ist scheinbar ein ausgesprochen potenter Binder und ebenfalls kaltlöslich.
        Hier ist ein r/Incense Post von einem neugierigen Menschen, der CMC, Xanthan, Guar und Gummi Arabikum miteinander verglichen hat.
      • Eibischwurzel (im Englischen „Marshmallow Root“ genannt) der Pflanze Althaea officialis enthält viele Schleimstoffe, ist aber deutlich weniger potent als Laha und glimmt nicht selbstständig ab. Der Geruch ist etwas eigenwillig, er hat etwas von Süßholz, mit einem Hauch altes Ingwerpulver.
      • Wegerich Arten enthalten ebenfalls Schleimstoffe – die Kanadische Räucherwerkenthusiastin u/_StellaVulpes_ hat sich in den Kopf gesetzt, nur mit heimischen, selbst geernteten Zutaten Räucherstäbchen herzustellen und hat die Samen des Breitwegerich als Bindemittel für sich entdeckt. Ihre Ausdauer und Beharrlichkeit finde ich sehr beeindruckend.
      • Cassia Rinde (Cinnamomum cassia) habe ich als Basis+Binder entdeckt. Nun, vermutlich nicht als erster und einziger, aber in der Fachliteratur habe ich bisher nichts dazu gefunden. Nicht mal Carl F. Neal „The Incense Dragon“ erwähnt es in seinem weiter oben erwähnten Buch.
        Cassia ist deutlich weniger potent als Laha, man kann aber sehr gute Ergebnisse damit erzielen. Es glimmt selbstständig ab.
      • Neal erwähnt aber Sassafras, das im Kontext zu Lebensmitteln verwendet wird, es ist ein leicht aromatisches Material mit nur schwachen binde-Eigenschaften und laut ihm leider auch kein gutes Basismaterial, da es nicht abglimmt.
  • Aromatische Zutaten
    sind das, was man am Ende riechen soll. Man kann die aromatischen Zutaten grob in Gruppen wie Harze, Balsame, Gummen, Hölzer, Rinden, Wurzeln, Kräuter, Blüten, Früchte usw. einteilen. Viele innerhalb einer Gruppe haben ähnliche Eigenschaften, so sind Harze i.d.R. sehr stark duftend und produzieren viel Rauch, vermindern aber stark die Glimmfähigkeit. Hölzer, Rinden und Wurzeln brennen i.d.R. sehr gut, es gibt aber z.B. stark harzige Hölzer, für die das nicht zutrifft.
    Einige hocharomatische Zutaten haben besondere Eigenschaften, z.B. können Gewürznelken die Glimmfähigkeit steigern, was vermutlich an dem sehr hohen Gehalt von ätherischem Öl liegt.

    Dazu kommen weitere aromatische Zutaten wie ätherische Öle, Absolute oder Tinkturen, auf die ich aber jetzt nicht tiefer eingehen möchte, weil ich sie eher als geeignet für Fortgeschrittene erachte und ich im Moment noch zu wenig darüber weiß.

Sehr oft überschneiden sich die Bereiche, so gibt es neben den Binder+Basis Materialien auch aromatisches Basismaterial, manche Binder bringen einen stärker wahrnehmbaren Eigengeruch mit sich und es gibt einige aromatische Ingredienzien, die schwache „Nebeneffekte“ haben, aus denen man Nutzen ziehen kann. Z.B. sind viele „Harze“ in Wirklichkeit Gummen oder chemisch gesehen Gemische von Harzen, Gummen und anderer Stoffe und somit können sie ein Bindemittel unterstützen. Myrrhe ist ein Gummiharz, die meisten Arten von Weihrauch enthalten einen Teil Gummi. Im Englischen ist es etwas tückischer, hier werden Harze oft „Gum“ genannt, obwohl sie keine sind.
Cassia Zimtrinde ist sowohl Basis als auch Binder und aromatische Zutat.

  • Wasser
    Verwenden Sie destilliertes Wasser oder kochen sie es ab, um Schimmel vorzubeugen.
    Es ist möglich, statt Wasser Hydrolate (Blütenwässer) zu verwenden.
    Auch andere, aromatische Flüssigkeiten sind theoretisch verwendbar, z.B. Kaffee, Tees, sogar Wein oder andere alkoholische Getränke. Man sollte nur bedenken, dass das Bindemittel Wasser braucht, um zu binden, ein zu hoher Alkoholgehalt kann ein Bindemittel schwächen oder ganz verhindern, dass es bindet.
  • Weitere, mögliche Zutaten:
    • Kohle
      Das kann gemahlene Holzkohle, Kokoskohle oder Aktivkohle sein.
      Kohle, wenn nicht als Basis für Öl-getauchte Räucherstäbchen verwendet, ist ein hocheffektiver Hilfsstoff zur Brandförderung. Dies kann z. B. nötig sein, wenn man Räucherstäbchen mit hohem Harzgehalt machen möchte. In der Regel braucht man maximal 5% des Gewichts der trockenen Zutaten.
      Kohle erhöht den Bedarf an Bindemittel, verschlechtert die Extrudierbarkeit und hat potenziell negative Auswirkung auf den Geruch, wenn es überdosiert wird. Zu viel Kohle führt zu einem zu schnellen und zu heißen Abbrennen, was vor allem den Geruch empfindlichere Zutaten stark beeinträchtigen kann.
    • Honig wird oft in indischen Räucherstäbchen erwähnt. Es ist mir nicht ganz klar, welche Funktion er darin hat. Er hat einen gewissen aromatischen Wert, manche sagen, er dient zugleich als Bindemittel, andere meinen, dass er eine leicht konservierende Wirkung hat.
      Ich kenne ihn in erster Linie von Kneaded Incense wie Kyphi.
      Es scheint wichtig zu sein, dass man Waldhonig verwendet. Dies liegt vermutlich in der Zusammensetzung der Zucker begründet. Honig besteht unter anderem aus Dextrose und Fructose, normalerweise mit einem höheren Anteil an Fruktose. Bei Waldhonig überwiegt der Fructose-Gehalt etwas deutlicher.
      In der heutigen Zeit wird den Bienen zur Blütenhonigproduktion oft Zuckerlösung gefüttert (was auch dazu führt, dass der Honig schnell kristallisiert).
      Waldhonig ist, anders als Blütenhonig, der gesammelte Honigtau von Insekten wie z. B. Blattläusen.
      Regulärer Zucker, bzw. Dextrose scheint dem Räucherwerk eine Note von verbranntem Zucker zu verleihen, während Fructose einen besseren, süßen Geruch verbreiten zu scheint.
      Ich habe leider keine zuverlässige Quelle um die Aussage zu stützen, dass Waldhonig besser ist,
      allerdings habe ich es immer wieder so gehört und gelesen und habe daher bisher immer nur Waldhonig verwendet.
    • Sirup, pflanzenbasierte Zucker mit hohem Fructose-Gehalt
      Ich habe kürzlich für eine meiner Kneaded Incense Kreationen Dattelsirup ausprobiert und von dem Teig auch 2-3 Stäbchen geformt. Dattelsirup hat ebenfalls hohen Fructose-Gehalt.
      Vom Ergebnis war ich sehr positiv überrascht.
      Mother’s verwendet für ihre veganen Räucherstäbchen „Jaggery“ statt Honig. Der Begriff kann aber sowohl Palmzucker, als auch Rohrzucker meinen.
      Pflanzensirups scheinen also eine echte vegane Alternative zu Honig zu sein, und eine Erweiterung der möglichen Zutaten.

Der Prozess

Rollen kann man Räucherstäbchen grundsätzlich nur mit den Händen, am besten auf einer glatten Unterlage, auf der der Teig schlecht haften bleibt.
Dabei werden die Stäbchen, vor allem ungeübt, eher ungleichmäßig – ich tendiere z.B. dazu „Rattenschwänze“ zu produzieren, also solche die an einem Ende sehr dünn auslaufend sind.
Handrollen funktioniert in der Regel besser, wenn man einen Teig hat, der sich schlecht extrudieren lässt.
Außerdem finde ich es passend, wenn man rituelle Räucherstäbchen herstellt, um die jeweilige Intention in den Teig hineinzuarbeiten.
Extrudieren geht natürlich viel schneller. Außerdem ermöglicht es einem potenziell, deutlich längere Stäbchen zu manchen.
Ein Nachteil ist, dass man hierfür besonders darauf achten muss, dass alle Zutaten fein genug gemahlen und ordentlich gesiebt sind, außerdem können bestimmte Zutaten die Extrudierbarkeit negativ beeinflussen. Kohle ist eine davon.
Ich benutze im Moment noch die flachen Metalleinsätze, die bei meinem Fondant-Extruder dabei waren,
diese führen dazu, dass der Teig immer etwas „ausfranst“, weswegen ich bei vielen Sorten die auf Länge geschnittenen Nudeln noch einmal nachrolle, was sie kompakter, glatter, stabiler und noch etwas dünner macht.
Mit einem Kanüle-artigen Auslass werden die Teignudeln scheinbar wesentlich glatter, weswegen einige Leute Spritzen verwenden.
Ich habe vor, meinen Extruder in die Richtung nachzurüsten, habe aber noch nichts Passendes gefunden.
Die Dicke der Stäbchen wird sich auf die Intensität des Geruchs/die Rauchmenge, aber auch auf die Brenndauer und eventuell die Brennbarkeit auswirken. Zu dicke Stäbchen drohen zu erlöschen.

Mein aktuelles Vorgehen sieht wie folgt aus:
Nach dem Mahlen, Sieben und Mischen der Zutaten gebe ich portionsweise Destilliertes Wasser hinzu und rühre, bzw. knete den Teig mit einem Löffel, bis er homogen wirkt und beim Falten nicht mehr bricht oder Risse zeigt.
Oft lasse ich ihn dann noch eine Weile (1-3 Stunden) im Kühlschrank ruhen, danach knete ich ihn noch mal und fülle ihn in den Extruder.
Ich extrudiere eine lange Teignudel in weiten Schleifen auf meine Unterlage, lasse aber noch genug Platz, um darauf zu arbeiten.
Dann schneide ich einen (mittels einer Markierung auf meinem Rollbrett) abgemessenen Teile ab, rolle diesen und lege ihn auf das Trockengitter. Zum gerade richten benutze ich ein eingeschweißtes Lesezeichen oder einen hölzernen Zungenspatel.
Außerdem achte ich darauf, dass die Stäbchen nicht dicht an dicht liegen, weil auch dies bisher immer dazu geführt hat, dass sie sich gekrümmt haben.
Vor allem bei größeren Chargen decke ich die fertigen, frischen Stäbchen mit einem dünnen Baumwolltaschentuch ab, um ein zu schnelles Austrocknen und dadurch Verformen zu vermeiden.
Zum Trocknen stelle ich sie in einen kühlen Raum, bei mir ist das der ungeheizte Dachboden, der im Winter etwa 12°C hat, ich finde Temperaturen von 12-16°C bringen die besten Ergebnisse. Über 20°C scheint die Chance auf krumme Stäbchen erheblich zu erhöhen. Dies ist auch ein Grund, warum ich vor allem im Winter Räucherstäbchen mache.
Ich lasse sie auch beim Trocknen weiter abgedeckt. Ich habe den Eindruck, dass dies ein gleichmäßigeres und Aroma-schonendes Trocknen bewirkt.
Komplett trocken sind sie nach 2-3 Tagen maximal. Danach sind sie verwendbar, meine bisherige Erfahrung hat aber gezeigt, dass sie „reifen“ wenn man sie etwas ablagert. Mindestens 2 Wochen würde ich empfehlen.

Eine extrudierte Teigschlange und rechts im Bild fertige, zu trocknende Stäbchen auf dem Trockengitter.

Eine extrudierte Teigschlange. Rechts im Bild fertige, zu trocknende Stäbchen auf dem Trockengitter.

Tipps

Vor allem als Anfänger, oder wenn man mit neuen Materialien arbeitet, kann es Sinn machen, einen kleinen Teil der trockenen Mischung beiseitezustellen, um korrigieren zu können, sollte man versehentlich zu viel Wasser zum Teig gegeben haben.
Man kann den Teil später immer noch binden lassen und zum Rest geben oder ihn trocken verwenden, um die Stäbchen darin zu rollen.

Machten Sie sich vorweg darüber Gedanken wie, bzw. worin Sie ihre Räucherstäbchen aufbewahren wollen.
Es macht keinen Sinn, extra lange Stäbchen zu manchen, wenn man dann keine Möglichkeit hat, sie sicher zu verstauen und es ist sehr ärgerlich, wenn die mit viel Liebe gefertigten Stäbchen dann wegen eines Zentimeters nicht wo hineinpassen.

Räucherstäbchen schrumpfen beim trocken. Ich vermute, es ist nicht bei jedem Rezept und verwendetem Bindemittel exakt gleich, aber meine, nach dem Extrudieren 19cm langen Weihrauch Räucherstäbchen, waren nach dem Trocknen nur noch 17cm. Eine andere Charge schrumpfte von 15-17cm auf 13-15cm.
Rund 2cm Längenverlust!

Sie können Ihre Rezepturen testen.
Sie müssen nicht die komplette Charge auf ein mal binden, testen Sie, ob der Binder ausreicht, indem Sie eine Kleinstmenge in Ihrer Handfläche mit ein – zwei Tropfen Wasser binden und rollen.
Lassen Sie es trocknen, um herauszufinden, ob das Stäbchen stabil ist – und ob es brennt.
Einen Brenntest können Sie auch vornehmen, ohne vorher Stäbchen zu formen, wenn Sie eine Schale mit (gereinigter) Asche zu Hilfe nehmen. Es gibt spezielle, japanische Räucherasche – „Miyako Hai“, „Weiße Asche“, „Reisspreu Asche“ oder auch „Kodo Asche“ sind Begriffe, unter denen man sie finden kann – die ermöglicht, dass von allen Seiten, auch von unten, Sauerstoff an das Räucherwerk gelangt, und sie ist geruchlos. Leider ist sie bei uns nicht leicht zu finden und teuer.
Man kann auch einfache Holzasche aus dem Ofen nehmen, man sollte sie dafür sieben. Diese hat aber, je nachdem wie „schmutzig“ sie ist, einen recht starken Eigengeruch. Je heller, desto sauberer ist sie.
Die Technik, die man dafür verwendet, nennt sich „Trail Burning„. Man ebnet die Asche in einer Schale ein, komprimiert sie leicht und drückt dann, z.B. mit der Kante eines Löffels, einen flachen Graben in die Asche, in den man vorsichtig eine Spur der pulverigen Räuchermischung gibt. Diese komprimiert man ebenfalls etwas und zündet sie dann auf einer Seite an. Wenn der Trail auf diese Weise von allein abglimmt, ist davon auszugehen, dass auch die daraus gemachten Räucherstäbchen brennen werden. (Bild)
Tut er es nicht, muss man das Pulver unter Verlust von etwas Asche wieder heraus nehmen. Brennt es ab, kann man die Asche einfach in die andere einrühren.
Bei Verwendung von Holzasche riecht man diese immer ein wenig. Ich kann das recht gut ausblenden, andere finden den Geruch sehr störend.
Will man nur den Geruch testen, kann man das Pulver auch auf eine Kohle geben. Ich empfehle natürliche Kohle, die nicht „schnellzündend“, also mit Salpeter versetzt ist. Abgesehen davon, dass sie stinkt, brennt sie heißer als natürliche Kohle, was sich negativ auf den Geruch des Räucherwerks auswirkt. Will man sich keine teure, Japanische Räucherkohle kaufen, gibt Kokoskohle Würfel für Shishas/Hookahs, die man ebenfalls verwenden kann. Ggf. muss man sie kleiner sägen. Vorwarnung: Sie brauchen wirklich lange, bis sie glimmen. Normalerweise verwendet man zum Entzünden ein spezielles Gerät mit Heizspiralen.
klein gesägte Würfel lassen sich mit einer Pinzette und einem „Jet Flame“ Feuerzeug anzünden.
Man kann sich auch selbst kleine Kohle Räucherplättchen machen, aber das erkläre ich ein andermal.

Räucherstäbchen reifen nach, das habe ich oben schon kurz erwähnt, möchte es aber hier noch mal betonen und etwas weiter darauf eingehen.
2-3 Wochen scheint eine gute Dauer zu sein, dies trifft übrigens auch auf Kneaded Incense und sogar lose Räucherwerkmischungen zu.
Auch bei ätherischen Ölen kennt man dieses Phänomen. Mischt man Öle für ein Parfüm, lasst man sie ebenfalls mindestens 2 Wochen stehen, um sie „harmonisieren“ zu lassen. Auch wenn man unterschiedliche Öle in einem Räucherwerk Rezept verwendet, empfiehlt es sich, die Öle vorher zu mischen und als Mischung aufzubewahren, hat man vor das Rezept öfter zu machen.
Bei meinen ersten Räucherstäbchen, die ich mit Cassia und sehr viel Weihrauch gemacht habe, habe ich sogar nach einem dreiviertel Jahr noch mal eine deutliche Veränderung beobachtet.
Ich fand sie, selbst nach dem ersten Ablagern, einen Tick zu derb, etwas stechend und allgemein zu potent. Nach fast einem Jahr war ihr Geruch dann plötzlich viel milder und runder und der einzigartige Charakter des verwendeten Weihrauchs kam endlich zum Vorschein, wo man vorher nur allgemein Weihrauch gerochen hat. Und das bei allen 3 Sorten, die ich gemacht hatte.

Falls Sie wie ich auf Re- und Upcycling stehen: Die zylindrischen Packungen von Vitaminbrausetabletten sind hervorragend zur Räucherstäbchenaufbewahrung geeignet. Sie müssen nur den Deckel etwas modifizieren. Schneiden Sie (am besten mit einem Teppichmesser/Cutter etc. ) die Spirale an der Basis ab und entfernen Sie das Papp-Plättchen, um die Silica Kugeln zu entleeren. (Silica nimmt Feuchtigkeit, aber auch Gerüche auf.) Danach können Sie den inneren Teil, der vorher die Kügelchen enthalten hat, ebenfalls an der Basis abschneiden.
Das Ergebnis ist ein sehr flacher, dicht schließender Deckel. In den Zylinder passen Stäbchen von ca. 13,5cm Länge. So lang sind auch in etwa kurze japanische Stäbchen.
Wenn man die Packung dann noch mit Deko Folie beklebt, kann sich das Ergebnis durchaus sehen lassen. (Fotos folgen!)

8 thoughts on “Räucherstäbchen selber machen – Grundwissen und nützliche Informationen

    1. Thank you very much for your feedback, Steve! I’m glad to hear it’s well readable for people who access Rauchfahne by using browser translation also!

    1. I didn’t mention Halmaddi because there are still so many Questionmarks around it and it’s so hard to get anyway.
      By all I have read so far, I would guess it’s a aromatic (gum) binder and I heared it’s a scent fixative.

  1. Have you tried or would you recommend trying flax seeds as a binder? They may not smell nice but I suspect it might smell somewhat neutral if at all it works.
    I had no idea charcoal is difficult to extrude. I’ve always wondered why businesses think hand rolling incense makes them more appealing to the consumer. Now I realize that it might only be a side effect in marketing.
    Very nice and informative article. Thank you.

    1. Flax (or Lin) seeds are oil seeds and lin seed oil smells fishy when you heat it.
      I wondered if one could use Psyllium husks (Deutsch: Flohsamenschalen) https://en.wikipedia.org/wiki/Psyllium but had totaly forgotten about it. Now that I looked up the link, I realize that they are in the genus of Plantago – so it’s closely related to what _StellaVulpes_ works with. The German article names Plantago indica as one of the sources for the husks. Sounds like something you should be able to get in India?

      It might be not exactly the same in an industrial scale but the coal makes the dough kinda krumbly, sandy in a way. I had that impression very early on and other crafters on Reddit confirmed it. I think if you extrude (especially in an undustrial scale) you have to design the dough to the benefit of the machines you are using – and that has to mean making compromises in terms of other quality points. The human hand is an incredibly sensitive and flexible instrument no machine can compare with.

      Thank you. 🙂

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