Vetiver Räucherstäbchen im Vergleich (Teil 2)
Das ist Teil 2 meines Quests, die (für mich) perfekten Vetiver Räucherstäbchen zu finden. (Hier finden Sie Teil 1.)
Spoiler: Dieses Kapitel ist ein dunkles. :O
Flourish – Khus
Ein weiteres Sample, das mir von Silver aus Indien gesandt wurde. Khus ist das in Indien gebräuchliche Wort für Vetiver. Flourish findet man bei vereinzelten, englischen eBay Händlern. In Indien, bei Flourish selbst, kosten sie ₹200 (ca. 2,25€). Eine deutsche Quelle habe ich nicht ausfindig machen können.
Roh riechen die Stäbchen recht interessant, ein sehr tiefer, erdiger, Geosmin-artiger Geruch. Ich hätte erwartet, dass diese dicken Stäbchen eine ähnlich aggressive Flame zeigen wie die von Mereville, tun sie aber nicht. Es ist nur ein wenig schwarzer Rauch zu sehen.
Angezündet erinnert der Duft sofort an Parfüm, in einer Richtung, die man bei den maskulinen Düften ansiedeln würde. Kaum Süße; dafür erdig, schwer und tief, aber durchwirkt von einer kühlen, mineralisch-frischen und etwas stechenden Note.
Für die ersten paar Minuten ist das noch ganz interessant, dann fängt der Geruch an zu übersteuern und wirkt sehr aufdringlich. Der Aspekt, welcher anfänglich kühl gerochen hat, verdichtet sich zu einem penetranten Stechen, das mich an Lösungsmittel oder gar Petroleum erinnert. Außerdem baut sich eine weitere, eigenartige, strenge Note im Hintergrund auf, die ich nicht näher definieren kann, außer, dass sie übel riecht.
Diese volatile Schärfe des Geruchs gibt mir ein wirklich komisches Gefühl und lässt mich stark an der Qualität dieser Räucherstäbchen zweifeln. Es ist schade, denn das eigentliche Aroma finde ich interessant.
Für draußen sind Khus vielleicht ganz OK, aber in Innenräumen – Nein, danke.
Phool – Vetiver
Auch diese 5 Stäbchen stammen von Silver. Sie (und andere) hat mich vor Phool gewarnt, aber ich musste mir einfach selbst ein Bild machen.
Der Kontext
Phool sind ein Start-up in Indien, welches dort mit ihren hochwertigen und schön-gestalteten Verpackungen und ihrem Nachhaltigkeitsmarketing eine wachsende Gruppe besser verdienender Menschen anspricht.
Ihr Ding ist es, die Tonnen von Blumenabfall aus den Tempeln in Indien einzusammeln und in Räucherwerk zu „upcyclen“. Die Blumen werden getrocknet, gemalten, mit „aromatischen Zutaten“ vermischt und zu Stäbchen und Kegeln verarbeitet, die nach dem Trocknen noch in ein Parfüm getaucht werden.
Die Tempelblumen werden als heilig angesehen und deswegen können sie nicht einfach in den Müll geworfen werden. Stattdessen landen sie im Ganges, wo die Pestizide daraus das Wasser vergiften.
Ja, Sie haben das richtig verstanden: Pestizid-belasteter Blumenmüll wird zu Räucherstäbchen verarbeitet und als nachhaltiges Luxusprodukt verkauft.
Die Information stammt übrigens aus einem Werbevideo von Phool selbst. Darin wird auch erwähnt, dass diese Blumen zudem mit anderen giftigen Stoffen wie Arsen, Blei und Cadmium belastet sind. Auf der Website von Phool steht zu allem Überfluss „Good For You, Good For The Planet & Good For The People Who Make It“ über dem Video. Da fehlen mir schon die Worte.
Das Review
Es versteht sich von selbst, dass ich diese Räucherstäbchen nur draußen verwendet habe.
Wenn man den Rauch von weit weg riecht, ist er nicht unangenehm. Es ist ein sehr erdiger Rauchgeruch, etwa so als würde jemand alte, morsche Zweige aus seinem Garten verbrennen.
Je näher man der Quelle kommt, desto unangenehmer wird es. Erst kommt ein seltsamer Geruch dazu, der mich an schweres Baugerät denken lässt. So als würde man neben einem Bagger stehen, der gerade noch im Betrieb war und man könnte daran Reste von Abgasen, Schmierfett, Teer und Bitumen riechen.
Ein Mal habe ich Vetiver kurz in einem halboffenen Vorraum zum Balkon angezündet. Dort habe ich eine Petroleum-artige Volatilität gerochen. Der „Duft“ hat mich außerdem an Friedhöfe erinnert; speziell an die dort normalerweise aufgestellten Drahtgitterkästen, in denen die Läute ihre verwelkten Blumen entsorgen können.
Silver hat mehrere Phool Sorten probiert und mir berichtet, dass sie wahnsinnig schnell verderben. Bei Vetiver scheint es besonders drastisch zu sein; hier hat es nur ein paar Wochen gedauert, bis sie die ersten Off-Noten feststellen konnte. Auch ein anderer Freund (hier in der EU) hat u. a. diese Sorte gekauft und als „ungenießbar“ beschrieben. Das war übrigens das Positivste, was er über Phool Räucherstäbchen zu sagen hatte.
Fallen Sie nicht auf die wertigen Verpackungen herein. Phool Räucherwerk ist, ganz wörtlich, parfümierter Abfall.
Fortsetzung folgt.