Rauchfahne
Einfache Weihrauchräucherstäbchen mit Cassia

Einfache Räucherstäbchen mit Cassia Zimt und Olibanum

Das erste Rezept stellt gewissermaßen meinen Einstieg in die Räucherstäbchenherstellung dar.
Alles begann mit einem obskuren Räucherkegelrezept aus dem Internet, das jemand Hilfe suchend auf r/Incense gepostet hatte, weil er es versucht und es nicht funktioniert hat. Es enthielt offenbar kein Bindemittel, nur Gewürze, darunter Zimt.
Einige Monate später kam ich mit Stephen Hoffman (ORS) (ebenfalls auf Reddit) ins Gespräch und er erzählte mir von tibetischen Räucherstäbchen, die zu 100% aus Zimt bestehen und wunderte sich, wie das möglich sein kann.
Weil ich mir gerne Kaffee mit Gewürzen – darunter Cassia Zimt – koche, habe ich mich daran erinnert, wie schleimig der Kaffeesatz beim Abfiltern wird – und da ist mir ein Licht aufgegangen.
Könnte Zimtkassie ein Binder sein?
Ich habe Cassia Zimtpulver und etwas Wasser in einem Schüsselchen angesetzt, immer mal wieder durchgerührt und das Gemisch wurde tatsächlich im Verlauf von 2-4 Stunden immer dicker, bis es eine zähe Masse ergab, die als ganzes an einem Löffel kleben bleiben konnte. Ich habe spontan etwas gemahlenen Weihrauch (den ich normal für „Tee“ verwende) und ein fein gemahlenes Lebkuchengewürz gegriffen und mit dem Cassia Schleim einen Teig bereitet, der sich tatsächlich zu Stäbchen und einem Kegel rollen ließ, die nach dem Trocknen stabil waren, sauber abbrannten, nur leider nicht sonderlich gut rochen.
Aber ich war angefixt. Ich hatte immer gedacht, dass es fruchtbar aufwendig und kompliziert ist, Räucherstäbchen selbst zu machen – könnte es wirklich so einfach sein?

Um eine bessere Basis für weitere Experimente zu haben, habe ich das Ganze wiederholt und diesmal alles gewogen und notiert. Ich habe etwas mehr Weihrauch hergenommen und eine kleine Menge Aktivkohle dazugegeben, weil ich plötzlich Zweifel bekam, ob sie mit mehr Weihrauch noch abbrennen würden.

Zutaten:

  • 2g Cassia Zimtpulver
  • 20ml Wasser
  • 8,5g Lebkuchengewürz (Zimt [vermutlich Ceylon], Anis, Nelken, Ingwer und Koriandersaat)
  • 4g Weihrauch B. papyrifera
  • 0,2g Aktivkohle (von einer Tablette abgeschabt)

Wieder habe ich erst den Zimt eingeweicht und dann die trockenen Zutaten hinzugefügt.

Der Geruch dieser Charge war besser. Würzig, aber doch sehr rauchig riechend.
Wobei sich der Geruch mit dem Lagern weiter verbessert hat. Ich denke, es ist hauptsächlich Geschmackssache. Menschen, die rustikale Düfte mögen, werden dieses Rezept besser finden als ich.

Zwischenzeitlich habe ich das Experiment auch mit Ceylon Zimt wiederholt, mit dem funktioniert es nicht. (Bild: Vergleich Ceylon und Cassia)

Basierend auf diesem Rezept habe ich mit unterschiedlichen Weihrauch Arten weiter experimentiert und folgende Rezepte entwickelt:

Boswellia & Cassia

Ich weiche 1g Cassia ein und gebe die restlichen 3g mit den übrigen Zutaten später in den Teig.
Man sollte das Cassia Pulver nicht mit der vollen Menge Wasser ansetzen, die benötigte Menge variiert manchmal.
Es sollte möglich sein, sämtliche Zutaten gleich zu vermengen und erst dann nach und nach Wasser hinzuzugeben, es ist aber absolut wichtig den Teig einige Stunden ruhen zu lassen, um die Schleimstoffe in der Cassia Rinde zu aktivieren.

Der Teig hat die richtige Konsistenz, wenn er beim Falten nicht bricht oder Risse bildet.
Er sollte bei Kontakt mit den Händen oder Arbeitsgeräten zwar etwas kleben, aber keine Anhaftungen hinterlassen. Fühlt er sich schleimig an, ist zu viel Wasser darin.

ZutatenMenge       
Cassia Zimtpulver
(Cinnamomum cassia)
4g
Destilliertes Wasser10ml
Olibanum, z.B. B. sacra; B. dalzielii; B. papyrifera 4g
Myrrhe (Commiphora myrrha)0,4g
Tolu Balsam (hart)0,3g
Aktivkohle 0,4g
Gesamt9,1g
Der insgesamte Harzanteil beträgt 52%, 44% sind Olibanum.
Der Aktivkohleanteil beträgt 4,4%

Möchten Sie das Rezept variieren, achten Sie darauf, ein Boswellia Harz zu wählen, welches einen Anteil Gummi enthält. Dies erkennt man leicht daran, ob das Harz komplett zerfließt, wenn man es auf Kohle oder Stövchen erhitzt oder ob ein Teil davon stehen bleibt. Harze ohne Gummianteil schmelzen komplett.

Der Tolu Balsam kann auch durch Benzoe Harz ersetzt werden. Wer lieber keine zusätzliche Süße haben möchte, kann es weglassen und stattdessen mehr Myrrhe verwenden. Das Gegenteil ist auch möglich.
Wer beides weglassen mochte, kann den Kohleanteil reduzieren.
Verwenden Sie bereits gemahlene Aktivkohle, sollten sie diese noch einmal sieben, oft enthält sie größere Körnchen, die beim Extrudieren Schwierigkeiten machen können.

Trocknen Sie die Stäbchen für 2-3 Tage, bei sehr feuchtem Klima vielleicht etwas länger. Danach sollten Sie sie mindestens für weitere 2 Wochen reifen lassen.
Sie werden überrascht sein, wie wenig sie von der Cassia Basis riechen. Das Geruchsbild ist sehr stark vom Harzgeruch des Weihrauchs geprägt, der individuelle Charakter der verwendeten Boswellia Art wird noch stärker herauskommen, je länger Sie ihnen erlauben zu reifen.

Indischer Weihrauch & Kardamom

Einfache Variante
(Es gibt noch eine Weiterentwicklung dieses Rezeptes.)

Wie oben weiche ich einen Teil des Zimts mit einem Teil des Wassers ein und lasse ihn quellen, dann füge ich die restlichen Zutaten hinzu.
Der Teig hat die richtige Konsistenz, wenn er beim Falten nicht bricht oder Risse bildet.

Ich verwende ganze Kardamomkapseln, die ich mitsamt der Schale in meiner elektrischen Kaffeemühle mahle. Mahlt man die losen Körner, wird das Ergebnis deutlich grobkörniger. Außerdem ist das Gewürz so potent, dass es nichts ausmacht, die Schalen mitzuverwenden.

Wie weiter oben bereits erwähnt, sollte als Pulver gekaufte Kohle noch einmal gesiebt werden.

ZutatenMenge   
Cassia Zimtpulver
(Cinnamomum cassia)
4,5g
Destilliertes Wasser10ml
Indischer Weihrauch
(Boswellia serrata)
5g
Kardamom1g
Benzoe Siam (Styrax tonkinensis)0,4g
Aktivkohle 0,5g
Gesamt11,4g
Der Harzanteil beträgt etwa 47%, 44% Weihrauch.
Aktivkohleanteil: 4,4%

In beiden Fällen extrudiere ich die Stäbchen mit einer Stärke von ca. 1,5mm. In etwa so dick sind auch die meisten japanischen Räucherstäbchen.
Beim Trocknen ziehen sich die Stäbchen etwas zusammen, merkbar ist das in erster Linie in der Länge. Bei der letzten Charge B. Serrata & Kardamom habe ich nachgemessen: Nass waren sie 15-17cm lang, nach dem Trocknen nur noch 13-15cm.

Auch bei diesem Rezept tritt der Zimt komplett in den Hintergrund. Das Gewürz, welches man riecht, ist tatsächlich der Kardamom, der weniger als ein Viertel des Cassia Anteils beträgt.
Ich habe für dieses Rezept B. serrata gewählt, weil er mich von den Sorten, mit denen ich bisher Räucherstäbchen gemacht habe, am meisten begeistert hat – und das, obwohl er an sich zu den Sorten zählt, die ich am wenigsten mag.
Serrata scheint besonders gut für Räucherstäbchen geeignet zu sein. Sein Geruch ist etwas würziger als andere und was ich an seinem Profil beim Erhitzen auf einem Stövchen als „ölig“ empfinde, lässt den Duft von Räucherstäbchen weicher wirken.
Trotzdem sind dies ausgesprochen kräftig harzig und würzig riechende Räucherstäbchen.

Weitere Details zu benötigten Werkzeugen und Materialien entnehmen Sie bitte meinem Beitrag:

Falls Sie dieses Rezept zur Inspiration nehmen, würde ich mich über eine Rückmeldung mit Kritik und Ihren Erfahrungen sehr freuen.


Bezugsquellen:

  • Meinen Cassia Zimt kaufe ich gemahlen bei der Gewürzmanufaktur Zimtstangl & Muskatblüte, ein sehr liebenswertes Familienunternehmen. Dort kaufe ich auch Kardamomkapseln (und sämtliche Küchengewürze).
  • Harter Tolu Balsam ist seltener zu bekommen, Jeomra hat ihn aber im Sortiment, außerdem SonnLicht.de – wo bei sich der von denen als doch nicht ganz so hart herausgestellt hat.
  • Beide sind auch gute Adressen für Boswellia, nennenswert ist dafür außerdem kirchen-weihrauch.de
    Die größte Auswahl hat Jeomra, aber Vorsicht: Viele der rareren Boswellia Sorten wie B. neglecta, B. rivae, B. frereana und die Sorten aus Sokotra haben keinen Gummianteil und ich bin nicht sicher, ob das Cassia Rezept mit diesen funktionieren würde.
  • Die Aktivkohle, die ich verwende, hat Kosmetikqualität und ist aus Kokosschalen gemacht. Ich habe keine besondere Quelle dafür. Es ist auch möglich, andere Kohle zu verwenden, achten Sie bitte nur unbedingt darauf, keine „selbst-zündende“ oder „leichtzündende“ Räucherkohle oder auch Shisha Kohle Tabs zu verwenden, diese enthalten Kaliumnitrat (besser als Salpeter bekannt) dessen Geruch Sie vielleicht von Wunderkerzen kennen.

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