Aromandise – Saatzeit
Irgendwann als Teenager war ich mal mit der Schule auf einem großen Weihnachtsmarkt.
Ich bin bei einem Verkaufsstand hängen geblieben, der eine Art von Räucherstäbchen hatte, wie ich sie noch nicht kannte: Dünn, lang und ganz ohne Bambusstäbchen. Sie waren TEUER, aber in einen der Düfte hatte ich mich so sehr verliebt, dass ich die 39,95DM – fast mein ganzes Taschengeld – dafür hingelegt und eine Packung mitgenommen habe: Saatzeit.
Ich habe sie behandelt wie ein Heiligtum, immer wieder an der Schachtel geschnüffelt und nur ganz selten ein Stäbchen verbrannt.
Der Duft war mir ein Rätsel. Ich fand ihn so verblüffend und betörend, beinahe überirdisch.
Es muss irgendwann um 2018/19 gewesen sein – ich hatte schon ewig keine Räucherstäbchen mehr verwendet – als ich den Inhalt der alten Schublade, in der ich meine Sammlung aufbewahrt hatte, aussortiert habe.
Viele der anderen Räucherstäbchen darin (hauptsächlich BERK) habe ich an einen alten Freund verschenkt, den ich damals gerade wieder getroffen hatte. Er hat mich überhaupt erst wieder daran erinnert, dass ich noch Räucherstäbchen habe.
Als mir beim Ausräumen Saatzeit in die Hände fiel, war sofort wieder dieses Gefühl da einen Schatz in Händen zu halten. Ich habe den Deckel geöffnet und sie rochen noch genau so faszinierend wie damals.
Von da an gingen sie mir nicht mehr richtig aus dem Kopf. Ich habe sie wieder gelegentlich hergenommen und angefangen zu recherchieren. Irgendwann hatte ich tatsächlich einen Anbieter gefunden, der sie im Sortiment hatte und 2020 habe ich mir dann eine Schachtel nachgekauft, für 23,29€. Mittlerweile kosten sie um die 28€
Enthalten sind in meiner neuen Schachtel ca. 75 Stäbchen. (Die Angaben variieren. Auf meiner alten Schachtel stehen nur ca. 65 Stäbchen. Irgendwo habe ich die Angabe von ca. 52g gelesen. Auch was die Brenndauer angeht, gehen die Angaben stark auseinander.)
Saatzeit ist eine Komposition aus ätherischem Lilien-Öl und einer Basis von Sandelholz. Außerdem ist Nelkenöl und Cumarin enthalten. Einige Shops nennen außerdem Zimt.
Saatzeit haben einen süßen, floralen Duft, der ausgesprochen weich und leicht puderig ist. Ich erkenne die Nelke darin, aber es ist in keiner Weise der penetrante Geruch, den ich von Ätherischem Nelkenöl kenne. Er ist zwar würzig und auf kühle Weise scharf, fügt sich aber unglaublich angenehm in den floral-süßen Duft ein und macht ihn komplex. Diese Komposition ist eines der Beispiele, bei denen das Gesamte mehr ist, als die Summe seiner Teile. Die Kombination ergibt etwas Neues, einzigartiges.
Ich muss gestehen, dass ich das Sandelholz nicht direkt herausrieche, auch wenn sich davon so eine gewisse Ahnung breitmacht. Ich bin mir aber sicher, dass es einen Teil zur Weichheit des Geruches beiträgt.
Saatzeit sind etwas ganz Besonderes für mich und wahrscheinlich meine liebsten japanischen Räucherstäbchen. Wobei das schwer zu sagen ist, so viel Nostalgie wie daran hängt. Ich bin froh, dass ich in meinem jugendlichen Leichtsinn so viel Geld ausgegeben habe, denn sonst hatte ich sie vielleicht nie probiert.
Zum Schluss noch ein paar zusätzliche Infos:
Saatzeit (de); Semailles (fr); Seeds of Transformation (en); Uesaku (jp).
Es wird von Kunjudo für Aromandise hergestellt.
Wer sich tiefgehender mit Saatzeit, Aromandise und der Verbindung zu Kunjudo und anderen Firmen befassen möchte, kann dies auf den Seiten vom Olfactory Rescue Service tun.