Shoyeido – Daily Incense: Natur & Tradition Mini-Sampler
Dieser Sampler umfasst je ein 1/3 langes Stäbchen der 8 Sorten der bei uns in Deutschland als „Natur & Tradition“ benannten Linie – welche scheinbar überall sonst einfach nur „Daily Incense“ heißt und mit noch ein paar anderen Sorten zusammengefasst wird.
Der beiliegende Flyer, den Sie oben sehen können, nennt einige Zutaten; teilweise findet man aber in verschiedenen Shops ausführlichere oder leicht variierende Angaben.
Interessant ist der Vermerk unten, dass bei jeder Sorte „über zwanzig verschiedene Naturstoffe“ Verwendung finden. Die Zutatenlisten sind also in jedem Fall nur ein kleiner Auszug des Ganzen.
Gekostet hat dieser Sampler 1,30€. Das Copyright-Datum auf dem Flyer ist 2014, inwiefern sich das auf das Alter des Samplers übertragen lässt, weiß ich leider nicht.
1/3 Stäbchen entsprechen einer Länge von ca. 7cm. Das ist gerade mal lang genug, um sich einen ersten, sehr allgemeinen Eindruck zu verschaffen. Es reicht vielleicht gerade mal zum Herausfinden, ob man einen Geruch grundsätzlich mag oder umgehend nicht leiden kann. Bedenken Sie das bitte beim Lesen der nachfolgenden Reviews.
Es schient noch einen Sampler mit zumindest 10cm Länge zu geben, den habe ich aber bisher nur auf der USA Webseite von Shoyeido ausfindig machen können.
Kyo-nishiki | Autumn Leaves
Zutaten: Patchouli, Zimt, Benzoe, Sandelholz und andere Gewürze.
Autumn Leaves sind ziemlich süß, was mich aber bei diesem Duft nicht stört. Es passt zu der würzigen Wärme des Zimts, die hier sogar ein wenig scharf durchkommt und mich an die ingwerige Schärfe in Diamond erinnert. Sie verbreiten einen sehr warmen, einladend gemütlichen Duft und ich nehme tatsächlich einen Aspekt wahr, der den Eindruck von feuchtem Herbstlaub vermittelt.
Diese Komposition schafft es ausgesprochen gut, ein stimmungsvolles Bild zu malen: Bäume in warmen Herbstfarben; den Wechsel der Jahreszeit, mit kühler werdenden Tagen, an denen man an den Schuhen den Geruch von feuchtem Laub mit ins geheizte Haus trägt, wo gewürzte heiße Schokolade auf einen wartet.
Nokiba | Moss Garden
Zutaten: Sandelholz, Styrax, Patchouli und Gewürze.
Moss Garden ist ähnlich süß wie Autumn Leaves, löst aber bei mir keine Assoziation zu Süßspeisen oder ähnlichem aus. Es scheint geruchlich irgendwo in der Mitte zwischen Autumn Leaves und Golden Pavilion zu liegen. Statt dem Geruch von feuchtem Laub hat Moss Garden einen sehr weichen, leicht animalischen Aspekt, der mich aber nicht (wie bei Golden Pavilion) an Ziege erinnert.
Ich glaube, ich mag ihren Geruch lieber als den von Autumn Leaves, wobei ich aber sagen muss, dass Moss Garden es nicht schaffen, wie diese ein Bild zu malen. Der Duft ist weit von dem entfernt, wie ich mir einen Moosgarten vorstelle.
Kyo-zakura | Cherry Blossoms
Zutaten: Styrax, Zimt, Gewürznelke, Sandelholz und Gewürze.
Cherry Blossoms hört sich für mich absolut uninteressant an, denn Kirschblüten riechen im Prinzip nach nichts. Die minimale Angabe der Inhaltsstoffe von Shoyeido lässt es außerdem immer so wirken, als müsste alles von ihnen mehr oder weniger gleich riechen. Wonach soll also Cherry Blossom riechen?
Der Duft könnte für mich unerwarteter nicht sein: Schon beim Schnuppern am unangezündeten Stäbchen begrüßt mich ein mittlerweile vertrauter Geruch: Reiryo koh – ein an Bockshornklee erinnernde Zutat, die Kompositionen eine Note verleiht, welche ich als umami beschreiben möchte. (Ich gehe im Review zu Haku-un | White Cloud näher darauf ein.)
Beim Anzünden setzt sich meine Überraschung fort, denn die erste Note, die mich dabei erwartet, ist bitter. Ich fühle mich kurz an Emerald (aus der Shoyeido Gemstone Reihe) erinnert, bis sich der Duft in eine leichte Plastiknote wandelt und mich an den Geruch eines heißen Föhns denken lässt. Dabei besteht, aber glaube ich auch eine leichte Parallele zu der „Ziegennote“ in Kin-kaku | Golden Pavilion.
Erst dann rieche ich auch hier Reiryo koh, das sich mit der Süße der Komposition verbindet. Es dauert dann wieder einige Momente und ich fange an, eine eigentümliche Fruchtigkeit wahrzunehmen.
Gegen Gozan finde ich Kyo-zakura deutlich süßer und tatsächlich auch etwas floral.
Der Fantasie sind ja bekanntlich keine Grenzen gesetzt, aber wer stellt sich so Kirschblüten vor?
Der Geruch ist irgendwie interessant, aber ob ich ihn gut finde, weiß ich nicht.
Gozan | Five Hills
Zutaten: Patchouli, Gewürznelke, Sandelholz und andere Gewürze.
Gegen Kyo-zakura empfinde ich Gozan nicht als bitter, sondern säuerlich. Wenn ich es ohne diese Gegenüberstellung verbrenne, finde ich Gozan aber doch in erster Linie bitter.
Ich vermute auch hier wieder eine Spur Reiryo-Koh, es ist aber mehr eine Andeutung von Umami, ich bin mir dabei alles andere als sicher.
Die Bitternote kommt mir bekannt vor. In der Gemstone Reihe sind zwei unter den von mir probierten Sorten, die ebenfalls bitter riechen: die (eingestellten) Sapphire und Emerald. Sapphire haben zumindest eine vage Ähnlichkeit für mich, wirken aber etwas süßer und irgendwie weicher, vielleicht holziger.
Gozan wirkt an sich komplexer und Körper-reicher. Es hat Ecken und Kanten, gleichzeitig möchte ich es aber als ausgewogen bezeichnen. Wenn es eine Weile brennt, rieche ich eine leicht stechende Note, welche mich an schwelendes Plastik oder Hufschmiede erinnert. Der anfangs erwähnte säuerliche Aspekt ist ein Teil davon, zusammen mit dem Umami und einer sehr unterschwelligen Süße.
Die besser verdünnte Raumnote hat etwas eigenwillig fruchtiges, ohne dem einen Namen geben zu können. Dabei schwingt aber immer die Bitternote und ein leichter umami Geruch mit.
Wie bei Kyo-zakura finde ich den Geruch irgendwie interessant, eine wirkliche Meinung dazu konnte ich mir aber basierend auf dem Sample nicht bilden.
Nachfolgend finden Sie die zuvor veröffentlichten, ausführlichen Reviews zu den Sorten, von denen ich eine ganze Packung gekauft habe. In jedem der Artikel vergleiche ich auch kurz die Stäbchen aus den Packungen zu den des Samplers, denn diese unterscheiden sich.
Auch bei Autumn Leaves und Moss Garden scheint es Unterschiede vom Sampler zu den ganzen Packungen zu geben. Ich habe dazu einen alten Reddit Post gefunden.